Klimaforscher prangern klimaschädliche Subventionen in Milliardenhöhe an
Die Klimakrise schreitet weiter voran. Auch Österreich setze die notwendigen Reformen nicht um, prangert die Elite der österreichischen Klimaforscher vom CCCA, dem Climate Change Center Austria, in einer Aussendung an.
„Die aktuellen österreichischen Maßnahmen reichen nicht aus, um den erforderlichen nationalen Beitrag zur Emissionsreduktion und zur Stabilisierung des Klimas zu leisten. Trotz der internationalen und nationalen Verpflichtungen bleiben die Treibhausgasemissionen in Österreich auf hohem Niveau und stiegen - außer im ersten Pandemie-Jahr (2020) - in den letzten Jahren sogar weiter an. Mehr noch, mit den etwa 14,5 Milliarden Euro klimaschädlichen Subventionen, welche die österreichische Bundesregierung 2022 auf den Weg gebracht hat, wird die Erderhitzung weiter befeuert“, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Aussendung.
Die Klimakrise ist längst in Österreich angekommen. Die Durchschnittstemperatur sei in Österreich in der jüngeren Vergangenheit um ca. +0,5 °C pro Jahrzehnt gestiegen und liege mit derzeit rund +2°C im Vergleich zur vorindustriellen Periode bereits ca. doppelt so hoch wie im globalen Vergleich.
Unterstützung für Klimastreik am Freitag
Österreich habe sich als Mitglied der EU ambitionierte Ziele gesetzt und könne durch einen ehrgeizigen Klimaschutz-Weg auch eine internationale Vorbildfunktion einnehmen. Als eines der Länder, das im internationalen Vergleich überdurchschnittlich viele THG-Emissionen pro Kopf ausstoße, liege es jetzt an Österreich diesen Verpflichtungen nachzukommen.
Dies fordern im Rahmen des globalen Klimastreiks am 03.03. unter dem Motto “Morgen ist zu spät” einmal mehr und völlig zurecht Protestierende ein. Auch der Vorstand des österreichischen Klimaforschungsnetzwerk CCCA stehe hinter diesem Anliegen.
„Weltweit steuern wir zurzeit bei Umsetzung aller versprochenen Maßnahmen auf eine Erwärmung von ca. +2,8°C in diesem Jahrhundert zu. Dieses Szenario, das eintritt, wenn nicht bald zusätzliche Maßnahmen gesetzt werden, hat erheblich negative Folgen auf unsere Lebensqualität: Wetterextreme gewinnen weltweit an Intensität, Dürren häufen sich und zuvor fruchtbare Gebiete trocknen zunehmend aus. Überschwemmungen bedrohen und zerstören immer häufiger Siedlungsgebiete. All dies hat massive Auswirkungen auf unsere Versorgungssicherheit und Gesundheit. Unsere Lebensgrundlagen sowie die wirtschaftliche Entwicklung sind gefährdet und soziale Ungleichheiten werden gestärkt“, warnen die Forscher.
Der CCCA-Vorstand, namentlich Daniel Huppmann vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg, Helga Kromp-Kolb von der Boku Wien, Harald Rieder vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Boku Wien, Gerhard Wotawa, Leiter der Abteilung Klima und Umwelt bei GeoSphere Austria, Alexander Passer, Professor für „Nachhaltiges Bauen“ an der TU Graz, Tania Berger vom Zentrum für Umweltsensitivität der Uni Krems, Bergbaukunde-Expertin Anna Meyer von der Montanuniversität Leoben und der Innsbrucker Klimaforscher Hans Stötter warnen weiter, dass sich der Klimawandel „auch in Österreich längst neben einem Umweltproblem zu einem gesellschaftlichen Problem entwickelt“ habe und die negativen Folgen mittlerweile vielfältig wahrnehmbar seien: „So kam es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Extremwetterereignissen. Das Jahr 2018 war das bisher heißeste der österreichischen Messgeschichte und es wurde mit 550 Hitzetoten (im Vergleich zu 400 Verkehrstoten) ein trauriger Rekord aufgestellt. Auch Trocken-Ereignisse nehmen zu, mit Konsequenzen für den Wasserstand von Seen und Flüssen und damit unsere Wasser- und Energieversorgung. Auch die zunehmende Schädlings-Problematik in den Wäldern ist zu einem hohen Maß dem Klimawandel geschuldet. Die Ausgaben für die Klimawandelanpassung liegen in Österreich derzeit im Schnitt bei einer Milliarde pro Jahr, jene für Schäden bei zwei Milliarden Euro pro Jahr.“
Immense Kosten
Diese Anpassungskosten würden sich bis Mitte des Jahrhunderts voraussichtlich mehr als verdoppeln, Schadenskosten, in Abhängigkeit der Schwere der weiteren Erwärmung, verdrei- bis versechsfachen.
Rein rechnerisch wäre eine Stabilisierung der globalen Erwärmung auf +1,5°C, wie es im Pariser Klimaabkommen festgeschrieben ist, noch möglich. Aber: „Es fehlt allerdings an entscheidenden Stellen das Verständnis für die Dringlichkeit der Herausforderung und das wirtschaftliche Potential der Lösungen. Noch haben wir die Möglichkeit, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Werden jedoch einige von der Klimawissenschaft identifizierten Kipppunkte überschritten, könnte dies zu einem Dominoeffekt führen, der in eine unkontrollierbare und irreversible Heißzeit führt. Jedes Zehntel Grad mehr erhöht diese Gefahr.“
Abschließend heißt es, dass das CCCA es als seine gesellschaftliche Verantwortung sehe, wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Bewältigung der Herausforderung des Klimawandels zu leisten und zu kommunizieren. Außerdem biete es wissenschaftliche Beratung für politische und wirtschaftliche Entscheidungstragende. Dieser Wissenspool stehe auch weiterhin bereit, um Österreich bei der Meisterung der zentralen Fragen dieses Jahrhunderts zur Seite zu stehen.
Link: CCCA.at
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