Kindergärtnerinnen steigen auf Barrikaden

Kindergärtnerinnen steigen auf Barrikaden
Demo wegen zu großer Gruppen, zu wenig Fachpersonal und schlechter Entlohnung.

Den Kindergärtnerinnen reicht es. Zumindest jenen Pädagoginnen, die in den privat geführten Kindergärten in Wien tätig sind (Kinderfreunde, Kiwi etc.). Sie betreuen 63 Prozent aller Ein- bis Sechsjährigen in Kindergärten, Krippen und Horten – und befinden: "Es hat sich ausgespielt!"

So jedenfalls lautet der Protestruf einer neuen, überparteilichen Plattform aus Elementarpädagogen (und Nachmittagsbetreuern in Schulen), die sich innerhalb der Gewerkschaft der Privatangestellten gebildet hat.

Die Pädagoginnen fordern österreichweit einheitliche Regelungen. Weil das in absehbarer Zeit nicht Realität werden wird, wollen sie zumindest in Wien bessere Arbeitsbedingungen erreichen. Der Alarmruf gilt daher der künftigen Stadtregierung. Kommenden Mittwoch werden die Betroffenen ihrem Unmut vor dem Rathaus Luft machen (17.30 Uhr, Friedrich-Schmidt-Platz).

Kinderbetreuung fällt in die Kompetenz der Länder, daher ist das Personal unterschiedlich hoch entlohnt und auch die Parameter (Gruppengrößen etc) divergieren.

In Wien dürfen bis zu 25 Kinder in einer Gruppe (Drei- bis Sechsjährige) von einer Pädagogin betreut werden, österreichweit sind es laut Statistik Austria im Schnitt 19 Kinder. "Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen wäre ein Schlüssel von 1:10 empfehlenswert. In Dänemark beträgt er 1:6", erklärt Kinderfreunde-Betriebsratsvorsitzende Karin Samer dem KURIER. Schließlich seien auch die Anforderungen gestiegen: "Kindergärten sollen ja keine Aufbewahrungsanstalten, sondern Bildungseinrichtungen sein."

Bei den Ein- bis Dreijährigen wäre ein Schlüssel von 1:5 ratsam, erlaubt sind bis zu 15 Kleinkinder bei einer Pädagogin. "Zehn Kinder und zwei Pädagoginnen wäre toll", urteilt Samer.

Die Fachfrau fordert auch mehr Zeit für Vorbereitungsarbeiten. Nur fünf Stunden pro Woche würden dafür zugestanden: "Wir hätten gerne zehn Stunden."

Und die qualifizierten Kinderbetreuerinnen wünschen sich auch eine bessere Bezahlung. Tatsächlich ist die Entlohnung mager, wenn man bedenkt, dass die privaten Wiener Kindergärtnerinnen 40 Stunden pro Woche arbeiten müssen – und im Gegensatz zu Lehrern – nur fünf Wochen Urlaub haben. Berufseinsteigerinnen verdienen laut Samer 1450 Euro netto (Monat). Selbst nach zehn Jahren Berufspraxis sei es nicht viel mehr, nämlich rund 1580 Euro netto. Ihre Kolleginnen in den öffentlichen Wiener Kindergärten bekämen immerhin durch diverse Zulagen etwas mehr.

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