Die digitale Revolution im Klassenzimmer
Seit Langem hört man von den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI, auf Englisch Artificial Intelligence, AI), auch wenn das nur für wenige wirklich greifbar war.
Seit Ende 2022 ist mit ChatGPT ein ganz simpel zu bedienendes KI-Programm kostenlos anwendbar, seit Mai 2024 ist die Version ChatGPT 4.o online – das „o“ steht für „omni“, weil es eigentlich alles kann: Aufsätze, Zeitungsartikel, Analysen, Rechenschritte, Fremdsprachen. Es empfiehlt sich, das Programm unter chatgpt.com sowie alle anderen aus der Linkliste rechts einfach einmal zu testen.
Aieden / AskAiden sind KI-basierte Study-Buddy Lernassistenten (LINK) (LINK)
ChatGPT ist die mit Abstand meist genutzte KI (LINK)
Craiyon generiert Bilder nach Texteingaben (LINK)
DeepL ist ein Übersetzungstool für 32 Sprachen (LINK)
fiete.ai unterstützt Schüler und Lehrer mit AI-Feedback (LINK)
fobizz ist eine DSGVO-konforme Weiterbildungsplattform (LINK)
Gemini ist die KI von Google (LINK)
Google Übersetzer ist ein Übersetzungstool in über 100 Sprachen (LINK)
Khanmigo ist ein KI-Tutor (LINK)
learn.xyz ist eine spielerische Lernapp (LINK)
perplexity wissenschaftliches KI-Chatprogramm (LINK)
schulKI Chatbot für den Unterricht für Aufgabenkontrolle ff. (LINK)
SlidesGPT für automatisierte Präsentationen (LINK)
Suno generiert Songs nach konkreten Wünschen (LINK)
to teach hilft Lehrkräften (LINK)
Gewaltig wie das Internet
Niemand kann heute seriös abschätzen, wie die Künstliche Intelligenz unseren beruflichen und privaten Alltag verändern wird. Vorteile wie Nachteile sind offensichtlich. Klar ist nur, dass die KI-Revolution ähnlich gewaltig wie die Erfindung des Internets 1991 ist.
Das gilt ganz besonders für die Schulen. Warum sollen Lehrer ihren Schülern weiterhin Hausaufgaben, Aufsätze oder Referate aufgeben, wenn die Schüler diese in wenigen Sekunden von AI-Werkzeugen erledigen lassen können?
Das passiert längst, und nicht wenige Pädagogen mühen sich bereits unwissend durch passable KI-generierte Texte. Erstes „Opfer“ der KI soll nun die vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) werden, das ist ein zentrales Element ab der 7. Klasse AHS. Bildungsminister Martin Polaschek will die verpflichtende VWA wegen der KI-Werkzeuge jetzt wieder abschaffen, freiwillig soll sie weiter möglich bleiben. Unklar bleibt, was das am Grundproblem ändern soll.
"Minister kann nicht vor KI davonlaufen"
Für die Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre ist Polascheks Vorgehen nicht zufriedenstellend: „Bildungsminister Polaschek drückt sich konsequent davor, dass alle, die KI in Zukunft betreffen wird, das entsprechende Knowhow erhalten und setzt mit der Abschaffung der verpflichtenden VWA ein völlig falsches Signal", sagt sie zum KURIER. "Polaschek kann vor KI nicht davonlaufen, sondern muss Lehrerinnen und Lehrern das notwendige Werkzeug in die Hand legen sowie den Schulen die notwendige Freiheit geben, um klug und immer aktuell mit KI arbeiten zu können. Unsere Kinder und Jugendlichen verdienen eine Schulbildung, die auf der Höhe der Zeit ist und neue Chancen und Herausforderungen aktiv anpackt und miteinbezieht.“
Das Ministerium machte zwar klar: „Schüler/innen sollen wissen, dass die Schule und ihre Lehrer/innen über den missbräuchlichen Einsatz von generativen KI-Tools Bescheid wissen und durch unterschiedliche Maßnahmen unredlich erbrachte Leistungen erkennen können.“ In der Praxis ist dieses Erkennen aber alles andere als trivial, besonders für wenig EDV-affine Lehrkräfte.
Somit stoßen die größtmöglichen Gegensätze aufeinander: Ein Bildungssystem, dessen Reformgeschwindigkeit in Jahrzehnten angegeben werden muss, prallt auf eine Technologie, die sich jetzt im Wochentakt fundamental verändert.
Es gibt aber zahlreiche Pädagogen, die bereits ein großes Wissen über die unterschiedlichen Möglichkeiten von KI haben. Einer davon ist Bernhard Gmeiner vom Wiener Gymnasium GRG15 auf der Schmelz. Er erlaubt seinen Schülerinnen und Schülern ganz offiziell den Einsatz von KI-Werkzeugen für seinen Unterricht:
„Sie müssen aber dokumentieren, wie sie diese Werkzeuge einsetzen, das kann ja sehr konstruktiv sein. Diese offizielle Erlaubnis führt aus meiner Sicht dazu, dass die Eigenleistung klar ersichtlich bleibt und die KI nicht alles macht. Ich denke nicht, dass ich von meinen Schülern angelogen werde. Ich würde es, glaube ich, aber auch erkennen, weil ich weiß, wie KI-Ergebnisse aussehen.“
Gmeiner ist es ein Anliegen, dass sich seine Kollegen mit KI befassen. „Es wäre doch fatal, wenn Kollegen wie früher von den Schülern verlangen, im Lehrbuch eine Seite zusammenzufassen. Das kann die KI mit einem Foto in drei Sekunden.“
Der Lehrer sieht vor allem Vorteile, die sich durch KI ergeben: „Wenn man die KI etwa als Tutor einsetzt, der die Schüler im Lernprozess unterstützt. Die KI ist ja unendlich geduldig und aus meiner Erfahrung auch sehr objektiv. Indem nicht automatisch ein Problem nur gelöst wird, sondern die Schüler anleitet, wie man zur Lösung kommt. Als Nutzer kann ich so ganz individuell gefördert werden, weil ich alles auf meine Bedürfnisse zuschneiden kann.“
Und nicht zuletzt gebe es Vorteile auch zur Entlastung der Lehrer: „Kein Lehrer korrigiert gerne Hefte. Das kann in einem hohen Maß die KI übernehmen, und ich habe so mehr Zeit, den Unterricht vorzubereiten – und für die Schüler.“
Klar sei aber auch: Die KI-Revolution hat gerade erst begonnen.
Kommentare