Abrechnung: Rechnet sich die Energiewende daheim?

Photovoltaik-Anlage auf dem Hausdach: Ein Modell, das sehr populär ist.
878.319 Gasheizungen und 521.306 Ölheizungen sorgen laut klimadashboard.at noch immer in Österreichs Haushalten für wohlige Wärme und warmes Wasser. Die Politik will den Kesseltausch – weg von fossilen hin zu nachhaltigen, klimaneutralen Anlagen forcieren.
Wie geht das – und was kostet das? Der KURIER hat mithilfe der Energie- und Umweltagentur NÖ (eNu) versucht, einen Überblick zu bekommen und ein typisches Modell durchzurechnen. Den Link zum bereitgestellten Excel-File finden Sie am Ende dieses Artikels.
Also: Zahlt es sich aus, ist eine Umstellung wirtschaftlich darstellbar, oder ist der Klimaschützer am Ende doch der Blöde?
Energiepreise 2040?
Erstes Problem: Mit welchen Energiepreisen können wir in Zukunft rechnen, bei Öl, Gas und Strom? Die Elektrizität sollte langfristig stabil bis günstiger werden, vor allem durch den Ausbau von Windkraft und großen PV-Anlagen. Denn derzeit bestimmt das teuerste benötigte Kraftwerk den Strompreis für alle – und das teuerste ist nachweislich immer die Gaskraft. Durch den geplanten Ausbau der Windkraft und Groß-PV sollte in ein paar Jahren kaum noch Gaskraft nötig sein.
Bei Gas und Öl hat Österreich eine CO2-Steuer eingeführt, die ab 2027 durch eine EU-weite Steuer (ETS-II, Emissions Trading System 2) abgelöst wird. Was Politiker kaum erzählen: Ziel des ETS-II ist es, fossile Energien jedes Jahr zu verteuern, indem die Gesamtmenge der verkaufbaren fossilen Energiemengen (Benzin, Diesel, Heizöl) jedes Jahr um 5,2 Prozent weniger wird. Anfangs gibt es einen verordneten Preisdeckel von 45 Euro pro Tonne CO2, die Steuer wird also anfangs geringer sein als der aktuelle CO2-Preis in Österreich (55 Euro). Aber da die Preisbildung dann dem Markt überlassen wird, kann kein seriöser Ökonom heute sagen, wie die Preise in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren aussehen. Im vorliegenden Beispiel rechnet die EnU mit einer moderaten Gas-Preissteigerung von drei Prozent pro Jahr.
Zurück zur Energiewende daheim: Das Beispiel geht von einem typischen Familienhaus in Niederösterreich aus, mit 130 m² Wohnfläche und einer Gasheizung. Das Haus hat eine schlechte Wärmedämmung – das zeigt die Energiekennzahl von 131 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr.
Erster Schritt: Haus sanieren
Was also wäre in diesem Fall zu tun: Das Haus muss zuerst thermisch saniert werden, jedenfalls bei den Energiefressern Dach und Fenster. Andernfalls würde die Wärmepumpe sehr viel Strom verbrauchen. Neben der Wärmepumpe und einer Pelletsheizung (wird in 90 Prozent der Fälle nicht zusätzlich nötig sein) wird eine Dach-PV-Anlage (die EnU empfiehlt inzwischen eine Ost-West-Ausrichtung) samt Batteriespeicher eingebaut (die EnU empfiehlt einen Speicher in der doppelten Größe der PV-Anlage). Prognostizierte Kosten für Sanierung und Kesseltausch: 108.200 Euro.
Aber rechnet sich das?
Die EnU zeigt: Spätestens nach 14 Jahren ist das System nach den aufsummierten Jahreskosten jedenfalls rentabel, und umso früher, je kürzer der Kredit läuft und ob es einen Bundeszuschuss gibt (derzeit ist das nicht der Fall).
In harten Zahlen heißt das: Statt jährlich 6.400 Euro für Gas und Benzinauto würde man nach Sanierung und Kesseltausch nur mehr 1.400 Euro zahlen. Und mit den frei werdenden 5.000 Euro könnte man den Kredit bedienen.
Die Vorteile der Energiewende daheim sind aber schneller da:
- Erstens macht man sich unabhängig vom fossilen Markt, der massiv auf geopolitische Unsicherheiten reagiert, wie zuletzt 2022, als der Gaspreis in Europa durch die Decke ging.
- Zweitens erhöht sich der Wert der Immobilie durch die Sanierung und das erneuerbare Heizungssystem.
- Drittens ist es wahrscheinlich, dass durch die PV-Anlage samt Batteriespeicher über etwa acht Monate kein Strom zugekauft werden muss (in den Monaten November, Dezember, Jänner, Februar reicht die Kraft der Sonne eher nicht aus).
- Und viertens bedeutet die persönliche Energiewende auch ein massiver Beitrag für den Klimaschutz, in unserem Beispiel wären das über vier Tonnen CO2, die jährlich eingespart werden können.
Förderungen
Derzeit gibt es seitens des Bundes keinerlei Förderungen, nicht für thermische Sanierung, nicht für Photovoltaikanlagen und Batterien und auch nicht für den Heizkesseltausch. Für das kommende Jahr sind neue Fördertöpfe in Aussicht gestellt.
Es gibt aber in allen neun Bundesländern völlig unterschiedliche Landesförderungen – am Beispiel NÖ etwa einen Zuschuss zum Kredit nach einem komplizierten Punktesystem. Welche Förderungen es im Land gibt, können die jeweiligen Landesenergieberater sagen.
Unter diesem Link finden Sie die Energieberatungsstellen aller neun Bundesländer.
Mobilitätswende
Für das vorliegende Beispiel wurde zudem angenommen, dass ein E-Auto angeschafft wird (Kosten nicht eingerechnet) und dieses ausschließlich daheim geladen wird. Ein gutes E-Auto kostet derzeit zumindest 25.000 bis 35.000 Euro.
Hier finden Sie das von der EnU bereitgestellte Excel-File zum berechneten Modell!

Energiewende Rechenbeispiel
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