ÖVP Kärnten: Benger löst Doppelspitze ab

Ihre Zeit ist abgelaufen: Gabriel Obernosterer (li.) und Wolfgang Waldner (re.) sind zurückgetreten.
In der ÖVP Kärnten hat nach nicht einmal 20 Monaten erneut ein Wechsel stattgefunden.

Die Volkspartei, diesmal in Kärnten, hat erneut den Beweis geliefert, welche "Halbwertszeit" ein Parteichef hat. Am Montag traten Obmann Gabriel Obernosterer (58) und Landesrat Wolfgang Waldner (59), die seit Sommer 2012 als Doppelspitze fungierten, zurück. Künftig wird Christian Benger (51) beide Funktionen ausüben.

Zum "Königsmacher" wurde Franz Pacher. Der Wirtschaftskammer-Präsident zeigte einmal mehr, dass er der eigentlich starke Mann bei den Kärntner Schwarzen ist. Er hatte in den vergangenen Tagen massive Kritik an Waldners Arbeit geübt und diesem vorgehalten, "viel zu wenig dynamisch zu sein. Wenn man solche Umfragewerte hat, muss die ÖVP nachdenken, die Landesrat-Funktion neu zu besetzen" – und hatte sich selbst ins Spiel gebracht.

Doch ganz ist Pachers Rechnung nicht aufgegangen. Am Montag im Parteivorstand machte wohl Waldner – und mit ihm auch Obernosterer – Platz, doch zum neuen Landesrat wurde der 51-jährige Benger bestellt.

Pachers Attacke

Was auf den ersten Blick nach einem Alleingang Pachers aussieht, ist offensichtlich eine konzertierte Aktion gewesen, die bei der Tourismusmesse ITB in Berlin in die Tat umgesetzt wurde. Pacher, ebenso wie Obernosterer und Waldner mit von der Partie, stellte in einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung Waldner in Frage. Damit wurde der Eindruck erweckt, als sei es die Privatmeinung des Wirtschaftskammer-Präsidenten. Denn Obernosterer stellte sich demonstrativ hinter seinen "siamesischen Zwilling".

Doch am Montag platzte die Bombe, als Obernosterer zugab: "Ich habe immer gesagt, dass ich bei der nächsten Wahl mit Sicherheit nicht mehr antreten werde und es eine weitere Erneuerung der Partei geben muss." Er habe Ende Oktober mit Benger Kontakt aufgenommen und ihn gefragt, ob er interessiert sei. "Das hat auch Wolfgang Waldner gewusst", fügte der Ex-Chef hinzu. Mit Pacher habe er den Zeitplan am Donnerstag ausführlich diskutiert. In sechs bis acht Wochen hätte man Benger als designierten Parteichef und Landesrat präsentiert, nun habe man dies eben vorgezogen.

Nicht gewusst haben das die meisten Vorstandsmitglieder. "Diese Vorgangsweise ist weder basisdemokratisch noch nachhaltig", sagte Herbert Gaggl, Abgeordneter und Bürgermeister von Moosburg. Schnellschüsse haben noch selten Erfolg gebracht." Das habe nichts mit der Person zu tun, "aber man stößt den Funktionären so vor den Kopf".

Gaggl hatte als einziges Vorstandsmitglied gegen Benger gestimmt, Klagenfurts Stadtparteiobmann Peter Steinkellner ("Ich bin gegen friss Vogel oder stirb") und JVP-Obmann Sebastian Schuschnig hatten sich der Stimme enthalten.

Quereinsteiger

Benger, ein gebürtiger Vorarlberger, ist seit 2000 Eigentümer des Forstguts Wallersberg in Griffen, seit 2002 Kammerrat der Landwirtschaftskammer und seit 2005 Funktionär der Wirtschaftskammer. Er kündigte an, er stehe zu der Dreierkoalition seiner Partei mit SPÖ und Grünen, sie sei das beste für das Land: "Große Ziele erreicht man nur gemeinsam." In der Regierung will er den Weg von Waldner "mit aller Kraft weiterführen". Sein Leben seien Wirtschaft und Landwirtschaft, aber auch Kunst ("Ich wollte sogar Malerei studieren, entschied mich dann für die Forstwirtschaft") sei seit seiner frühesten Jugend ein wichtiger Bestandteil seines Lebens.

Was Waldner künftig machen werde, ließ der nunmehrige Ex-Landesrat offen.

Nicht überrascht

Was sagen die anderen Parteien zum Machtwechsel bei der ÖVP? Peter Kaiser (SPÖ): "Ich bedauere Waldners Ausscheiden." Rolf Holub (Grüne): "So abrupte Entwicklungen sind mir aus der Politik in Österreich eigentlich nicht bekannt." Christian Ragger (FPÖ): "Ich wünsche Benger alles Gute." Gerhard Köfer (Team Stronach): "Der Wechsel hat sich abgezeichnet." Willi Korak (BZÖ): "Benger wird das sinkende Schiff ÖVP auch nicht retten."

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