Er war in der festen Überzeugung zur Urteilsverkündung gekommen, einen Freispruch zu erhalten. Stattdessen gab es für Karl-Heinz Grasser (51) einen Schuldspruch und acht Jahre Haft.
KURIER: Herr Grasser, zuerst hörten Sie den Schuldspruch, und nach rund fünfzig Minuten hörten Sie das Strafmaß von acht Jahren. Welcher Moment war bedrückender?
Karl-Heinz Grasser: Hier eine Abstufung des Grades, was schlimmer ist, zu machen, ist unmöglich. Beides hat die Welt zusammenbrechen lassen. In den ersten beiden Minuten kommt gleich der Schuldspruch. Bei den acht Jahren war ich dann fassungslos. Dieses Urteil spiegelt für mich in keiner Weise die 168 Verhandlungstage und auch nicht die Aussagen der 150 Zeugen wider. Es ist ein Fehlurteil. Die Richterin hat drei Jahre akribisch alles aufgearbeitet, hat uns 168 Tage ins Gericht kommen lassen, und davon fließt nichts ins Urteil ein. Das war für mich ein Schock.
Sie haben mehr als 2,5 Millionen Euro an Prozesskosten. Abgesehen davon, dass Ihre Ehefrau außergewöhnlich wohlhabend ist: Wie finanziert man das?
Ich musste alles, was ich hatte, verkaufen. Die Wohnung in Wien, die Seeliegenschaft am Wörthersee. Ich musste alles, was ich mir aufgebaut hatte, liquidieren, um diese Kosten für Anwälte, Gutachten, Steuerberater und auch meine Lebensführung bezahlen zu können.
Die Richterin hat verfügt, dass Sie, Walter Meischberger und Ernst Karl Plech sowie Peter Hochegger die BUWOG-Provision von 9,6 Millionen an den Bund zurückzahlen müssen. Jetzt hatten Sie über zwei Millionen Euro an Prozess- und Anwaltskosten. Wenn dieses Urteil rechtskräftig wird, werden Sie dann Privatkonkurs anmelden?
Ich glaube, der Privatkonkurs wird nicht erst in drei Jahren kommen, der wird deutlich früher kommen. Dieser Prozess hat ohnehin meine Existenz ruiniert, und mit diesem Urteil habe ich einen Totalschaden: Der Ruf ist ruiniert, die Reputation genommen, die Ehre abgeschnitten. Dieses Fehlurteil stellt mich als Verbrecher dar, der acht Jahre Haft bekommt. Das sind schwere Schläge in die Magengrube. Das einzige, was mir da noch übrig bleibt, sind die Familie, meine Kinder und meine Ehefrau und der Zusammenhalt, der mir die Stärke gibt, dieses Urteil zu bekämpfen. Das gibt mir auch die Kraft, noch an den Rechtsstaat zu glauben.
Was hat Ihre Frau zu dem Urteil gesagt?
Die ist zum Glück eine starke und sehr mutige Frau. Sie hat mich bestärkt, weiter zu kämpfen, weil es um Anstand und Ehre geht.
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