Karas und Fischler für Asylwerber in Lehre - und gegen ÖVP-Linie

Karas und Fischler für Asylwerber in Lehre - und gegen ÖVP-Linie
Liste der prominenten Unterstützer von "Ausbildung statt Abschiebung" wird immer länger. Anschober bittet Kurz um Gespräch.

„Einerseits wird jeden Tag der Fachkräftemangel beklagt. Andererseits stehen arbeitswillige junge Menschen, die während ihres Asylverfahrens eine Ausbildung zum Facharbeiter erhalten, regelmäßig vor ihrer Abschiebung", sagt Othmar Karas, ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament. Ein Widerspruch, so sagt er, bei dem sich viele an den Kopf greifen. "Ich wünsche mir eine gemeinsame europäische Asylpolitik und funktionierende Wege für die legale Zuwanderung. Dabei müssen wir auf leistungs- und integrationswillige Menschen Rücksicht nehmen und internationales Recht respektieren."

Der EU-Parlamentarier ist ein weiterer prominenter Unterstützer der Initiative "Ausbildung statt Abschiebung" des Grünen Landesrats Rudi Anschober aus Oberösterreich. Und er ist ein ÖVP-Mann, der sich nicht scheut, sich gegen die Parteilinie zu stellen. Die lautet nämlich: "Recht muss Recht bleiben", wie zuletzt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck betonte. Soll heißen: Ein Negativbescheid bedeutet Abschiebung. Egal, ob derjenige eine Lehre in einem Mangelberuf macht und sich inzwischen in Österreich integriert hat.

Gegen diesen Standpunkt stemmen sich neben Othmar Karas immer mehr Persönlichkeiten aus der ÖVP: Jüngst schlossen sich auch der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler und der ehemalige Vizekanzler und ÖVP-Chef Wilhelm Molterer an.

 

Österreich braucht dringend Facharbeiter. Diese auszubilden, aber dann auch zu beschäftigen, liegt im ureigenen Interesse unseres Landes", sagt Fischler. Dass Bildung die beste Starthilfe ist und die duale Ausbildung in Österreich dafür besonders geeignet ist, findet Molterer - und fügt hinzu: "Egal, ob sie bei uns bleiben können oder in ihre Heimat zurückkehren bzw. zurückkehren müssen."

79 Prozent gegen Abschiebung

Mittlerweile unterstützen laut Landesrat Anschober mehr als 700 Unternehmen seine Initiative. Dazu kommen 95 Gemeinden - in 54 Gemeinden mit ÖVP-Bürgermeistern wurden Beschlüsse zur Unterstützung gefasst. Beschlüsse gibt es auch in den Wirtschaftskammern in Oberösterreich und der Steiermark.

Mit an Bord ist auch Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner sowie Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Sport wie Georg Kapsch, Chef der Industriellenvereinigung, Spar-Österreich-Boss Gerhard Drexel, Schauspieler Robert Palfrader und Ex-Skirennfahrer Hermann Maier.

Auch eine Umfrage des Insituts SORA zeigt, dass sich in Österreich 79% der Bevölkerung gegen die Abschiebung von Lehrlingen aussprechen. Unter den ÖVP-Wählern sind es laut Anschober sogar 87%.

"Es ist allerhöchste Zeit, dass auch Bundeskanzler Kurz das Problem zur Chefsache macht und bereit ist zum Gespräch über Lösungsoptionen. Das ist mein Appell, denn die Zeit drängt", betont Anschober.

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