Mikl-Leitner: Niederösterreich bekommt wohl eine Landes-Hanni

Die neue Erwin?
Die ehemalige Innenministerin gilt als Wunsch-Nachfolgerin Erwin Prölls.

Johanna, genannt Hanni Mikl-Leitner, wird voraussichtlich Niederösterreichs erste Landeshauptfrau. Was für die bald 53-Jährige sicher eine große Ehre ist, kann auch noch zur ziemlichen Belastung werden. Denn die Fußstapfen ihres Vorgängers und Mentors Erwin Pröll sind verdammt groß. Seine Traumergebnisse bei Landtagswahlen zu erreichen, wird für die hemdsärmelige Weinviertlerin keine leichte Übung.

Macher-Image

Immerhin, ein Atout bringt die gegenwärtige Finanzlandesrätin jedenfalls mit. In Sachen Volksnähe und Leutseligkeit kann Mikl-Leitner locker mit Pröll Schritt halten. Ganz im Kontrast zu ihrem harten Image als Innenministerin ist die verheiratete Mutter von zwei Töchtern, die mit einer Zwillingsschwester aufwuchs, im persönlichen Umgang ausnehmend fröhlich und zugänglich, manchen fast schon zu wenig distanziert.

Als Chefin ist Mikl-Leitner jedenfalls beliebt. Im Innenministerium seufzt man ihr auch ein Jahr nach ihrem Wechsel zurück nach Niederösterreich noch hinterher. Ihr Macher-Image hat sie sich nicht erst dort geholt. Als Landesgeschäftsführerin der niederösterreichischen Volkspartei zeichnete sie für diverse Wahlerfolge Prölls verantwortlich und ebnete sich damit auch den Weg für größere Aufgaben.

Im schwarzen Machtzirkel

Die Talente der studierten Wirtschaftspädagogin aus Hollabrunn, die einst auch als Lehrerin an einer Handelsakademie arbeitete, erkannte man in der niederösterreichischen Volkspartei früh. Der damalige Landesparteisekretär Ernst Strasser engagierte sie als Marketingleiterin, wirklich auffallen konnte sie erstmals mit der Organisation der "Initiative für Erwin Pröll" bei der Landtagswahl 1993. Fünf Jahre später überantwortete ihr der Landeshauptmann die Geschäftsführung der Landespartei.

Seither ist Mikl-Leitner aus dem Machtzirkel der niederösterreichischen Schwarzen nicht mehr wegzudenken. Nach einem kurzen Intermezzo im Nationalrat holte Pröll sie 2003 zurück in die Heimat, wo sie als Landesrätin unter anderem für Europa- und Familienagenden sowie für Soziales zuständig war.

Ein erster Schritt in den Bund war der Posten der Vize-Parteiobfrau unter Josef Pröll. Als der damals neue ÖVP-Chef Michael Spindelegger sie 2011 ins Innenministerium rief, war Mikl-Leitner für Wien bereit. Den ÖAAB übernahm sie fast gleichzeitig und wurde so zum wichtigen Machtfaktor in der Partei, stets bedingungslos loyal sowohl zu ihrem Landeshauptmann, aber auch zu ihrem jeweiligen Parteichef. Mikl-Leitner galt auch als wichtige Stütze von Sebastian Kurz in dessen ersten Wochen im Integrationsstaatssekretariat.

Im Dauerkrisen-Modus

Ihr vielleicht politischer größter Erfolg in der Bundespolitik war die Volksbefragung zur Wehrpflicht, für deren Erhalt sie die ÖVP an die vorderste Front schickte. Ihre schwierigste Aufgabe war die Bewältigung der Asylkrise. Waren die Monate davor noch vom Ringen mit den Ländern um Quartierplätze und teils unschönen Bildern in Traiskirchen geprägt, war man ab September 2015 im Dauerkrisen-Modus. Dass sie dabei nicht immer die allerbeste Figur machte, lag auch daran, dass sie lange Zeit selbst die Regierungsspitze im Regen stehen ließ.

Als Pröll sie Anfang des Vorjahres politisch heim nach Niederösterreich lotste, Wohnort war ohnehin stets Klosterneuburg geblieben, war das für Mikl-Leitner nach Monaten der Dauerkrise wohl wie ein Erholungsurlaub. Der wird nun lange dauern. Denn wie von Anfang an erwartet, wird Pröll sie nach einem knappen Jahr "Landeshauptfrau-Lehre" als seine Nachfolgerin durchsetzen, was beispielsweise dem Bauernbund kaum allzu große Freude machen dürfte. Ein Handicap Mikl-Leitners in diesem Zusammenhang ist, dass sie sich im Gegensatz zu Pröll, der dank seiner Wahlerfolge unangreifbar war, schwerer tun dürfte, die einander widerstrebenden Interessen in der Landespartei zusammenzuführen.

Der Tag der Wahrheit folgt für Mikl-Leitner jedenfalls schon bald. Die 50,8 Prozent, die Prölls Volkspartei 2013 holte, und damit eine absolute Mehrheit gilt es für die künftige Landeshauptfrau schon im Frühling kommenden Jahres zu verteidigen. Ihre Volkstümlichkeit sollte ihr dabei hilfreich sein, an ihrer Rhetorik wird hingegen noch zu schleifen sein.

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