GECKO: Jetzt kriegt es das Virus mit Offizieren zu tun

GECKO: Jetzt kriegt es das Virus mit Offizieren zu tun
Ein Generalmajor und eine Chief Medical Officer machen sich an die „Gegneranalyse“ und planen die Kampfmaßnahmen strategisch. Portugal und Italien haben gezeigt, dass militärisches Know-how wirkt

Er ist ein echter Militär. Bei ihr klingt die Jobbezeichnung – Chief Medical Officer – ebenfalls nach Kommandobrücke.

Die Philosophie. Österreich stellt sein Pandemiemanagement neu auf, und der Anflug von Militärwesen ist volle Absicht. Kanzler Karl Nehammer und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein wollen – die heranrollende Omikron-Welle vor Augen – bei der Pandemiebekämpfung nichts mehr riskieren. Nach europäischen Vorbildern wie Italien und Portugal, wo hohe Militärs zur Pandemiebekämpfung eingesetzt wurden, wird auch in Österreich ein neue Krisenkoordination eingerichtet.

Der Name. Es nennt sich GECKO („gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination“). Auf der Kommandobrücke stehen Generalmajor Rudolf Striedinger und die höchste Gesundheitsbeamtin, Katharina Reich.

Logistik-Experte. Schmerzlich hat uns die Pandemie auch vor Augen geführt, dass die Pandemie-Bekämpfung mit einer Bundes- und neun Landesregierungen samt eigener Gesundheitsverwaltung der 79 Bezirksverwaltungsbehörden nicht immer bestmöglich abgelaufen ist.

In Deutschland hat vor wenigen Tagen Generalmajor Carsten Breuer die Leitung des Bund-Länder-Corona-Krisenstabs übernommen. Am Samstag präsentierte  Bundeskanzler Karl Nehammer Generalmajor (Rangabzeichen mit zwei Sternen) Rudolf Striedinger als neuen Logistikchef der Covid-Krisenkoordination (GECKO). Er soll vor allem für die  Umsetzung der Test-, Impf- und Medikamentenlogistik sorgen.

Striedinger, geboren 1961 in Wiener Neustadt, kann auf eine bisher  makellose Bilderbuchkarriere im Bundesheer verweisen. Der Absolvent des Wiener Theresianums  absolvierte danach die Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie Wr. Neustadt und den Generalstabskurs an der Landesverteidigungsakademie in Wien. Er wurde stellvertretender Generalstabschef und leitete das Abwehramt. Striedinger hat sechs Kinder und ist in zweiter  Ehe verheiratet.
 

Chief Medical Officer.  Bekanntlich gibt es in Österreich inzwischen über acht Millionen Corona-Experten – doch nur bei einer werden alle Informationen zusammengeführt, gewichtet und für die Regierung aufbereitet: Katharina Reich, die „Chief Medical Officer“ im Gesundheitsministerium, wird in der neuen   „Gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination“ (GECKO) den medizinischen Bereich   verantworten.

Reich, geboren 1978 in Wien, promovierte 2003 an der Medizinischen Universität Wien. Sie absolvierte ihre Turnus-Ausbildung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, danach ließ sie sich zur  Notarzt-Fachärztin ausbilden. Sie arbeitete als Stationsärztin und in der Stabstelle der Ärztlichen Direktion für Patientensicherheit und klinisches Risikomanagement.

Vor ihrem Sprung ins Ministerium  war Reich im Krankenhaus Hietzing tätig, wo sie  2019 stellvertretende ärztliche Direktorin wurde und   im Corona-Krisenstab die Einsatzleitung übernahm. Im Dezember 2020 wurde  Reich vom damaligen Bundesminister Rudolf Anschober zur „Chief Medical Officer“ – der Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit – bestellt.

Die Mitglieder. In ihrem Krisenstab werden „die besten Köpfe“ vertreten sein, aber ohne Doppelgleisigkeiten. Das heißt: Bestehende Expertengruppen wie die Ampelkommission oder das Prognosekonsortium bleiben bestehen, aber der Kopf der jeweiligen Gruppe ist im neuen GECKO vertreten, sodass das gesamte vorhandene Wissen von Virologen, Epidemiologen, Krisenszenarien-Rechnern, Spitalsmanagement, Spitzenmediziner etc. – dort zusammenfließt. Reich: „Das GECKO wird der Rahmen, in dem jeder Gehör findet, und wo das gesamte vorhandene Wissen verzahnt wird.“

Die Arbeitsweise. Was ein Soldat beitragen kann, beschreibt der Generalmajor so: „Wir werden den Gegner, das Virus, umfassend beurteilen. Wie verhält er sich? Was kommt auf uns zu? Was müssen die nächsten Schritte sein?“ Dann werde die eigene Lage analysiert: „Wo steht die Bevölkerung?“ Auf Basis der Analysen würden die nächsten Schritte erarbeitet und der Politik – also der Bundesregierung – zur Entscheidung vorgelegt. „Die Entscheidung und die politische Verantwortung bleiben selbstverständlich bei Kanzler und Gesundheitsminister“, betonen Nehammer und Mückstein unisono.

Die operative Umsetzung. Sobald die Politik entschieden hat, welche Schritte sie setzt, ist wieder das GECKO an der Reihe. Es soll dann bei der operativen Umsetzung helfen. Heißt konkret: den Bundesländern beim Aufstocken von Testkapazität; dem Gesundheitswesen beim Ausliefern der neuen Corona-Medikamente (die innerhalb einer eng definierten Krankheitsphase zu genau definierten Patientengruppen gebracht werden müssen); beim Abwickeln der Impfungen, etc.

Kontakt mit Impfgegnern. Das GECKO wird erstmals auch eine Strategie entwickeln, um die vielen Falschinformationen, die über soziale Medien verbreitet werden, auf eben denselben Kanälen richtigzustellen. Nehammer und Mückstein geben sich überzeugt, dass die Mehrheit der Impfskeptiker verunsichert ist und mit der richtigen Beratung und Information noch von der Impfung zu überzeugen ist. Die neuen Medikamente, betonen die beiden Politiker, seien keine Alternative zur Impfung. Sie sind für spezielle Risikogruppen gedacht und haben auch Nebenwirkungen.

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