Jeder Steirer soll rund um die Uhr mit dem Arzt telefonieren können

Drexler: Schwerpunkt-Spitäler bieten eine höhere Qualität.
Spitäler: Während im Bund große Reformen fehlen, baut die Steiermark ihr System völlig um.

Von 542 auf 287 Gemeinden – und das in nur einer Legislaturperiode: Im Vorjahr hat die Steiermark einen in jeder Hinsicht bemerkenswerten Prozess finalisiert. Die politische Struktur des Landes wurde geändert, Gemeindeämter wurden geschlossen, Bezirksgerichte versetzt, Bezirke fusioniert. Während vergleichbare Projekte auf Bundesebene stocken (Bundesstaatsreform, Gesundheitsreform etc.), will man in Graz nach der Gemeinde-Struktur nun auch das Gesundheitswesen weitreichend umbauen.

"Die Rahmenbedingungen ändern sich dramatisch. Darauf müssen wir einfach reagieren", sagt der für die Gesundheitsversorgung zuständige Landesrat Christopher Drexler zum KURIER.

Was meint er damit?

Immer mehr ältere Menschen

Da ist zunächst einmal die Demografie: Waren 2002 nur 197.000 Steirer älter als 65 Jahre, wird diese Zahl bis 2035 auf 351.000 ansteigen – ein Plus um 78 Prozent.

Hinzu kommt das neue Ärzte-Arbeitszeitgesetz. "Mit der derzeitigen Struktur müsste wir bis 2021 rund 550 zusätzliche Ärzte anstellen, um den gesetzlichen Auflagen zu entsprechen", sagt Drexler. Jährliche Kosten fürs Land: 55 Millionen Euro.

Statt 23 nur noch 7 Spitäler

Um den Entwicklungen vorzubauen, wird ab November der Umbau begonnen: Die 23 Spitalsstandorte sollen mittelfristig zu sieben Schwerpunkt-Krankenhäusern verschmolzen werden. Und diese Fusion soll den Patienten ein Mehr an medizinischer Qualität garantieren.

Klingt paradox? Ist es nicht. Denn zum einen will Drexler garantieren, dass die Not- und Erstversorgung vor Ort gleich bleibt: Ärzte-Zentren mit großzügigen Öffnungszeiten (60 Stunden pro Woche) übernehmen die tägliche Versorgung; lebensbedrohliche Notfälle werden – wie bisher – via Hubschrauber ins Spital geflogen.

Pilotprojekt in Mariazell

Im Gegenzug bieten die Schwerpunkt-Spitäler medizinisch höhere Qualität, weil komplizierte Therapien und Operationen dort weitaus öfter gemacht werden als jetzt in den Peripherie-Spitälern. Dem nicht genug, will das Land flächendeckend ein Telefon-Service einrichten: Unter "141", aktuell der Ärztefunk, wird rund um die Uhr ein Arzt zur Verfügung stehen, der am Telefon gemeinsam mit den Patienten entscheidet, wo man die beste Behandlung bekommt.

"In der Region Mariazell", sagt Drexler, "läuft bereits der Probe-Betrieb. Das Projekt ist sehr vielversprechend."

Gesundheitsplan 2035

Ab November soll das steirische Gesundheitssystem von Grund auf geändert werden. Die derzeit 23 Spitalsstandorte verschmelzen mittelfristig zu sieben Schwerpunktspitälern, eine landesweite Notrufnummer („141“) soll jeden Patienten rund um die Uhr mit einem Arzt verbinden.

Die Gründe für die Reform

Ursachen für den Umbau sind der demografische Wandel (Bevölkerung wird älter, An-und Absiedelung in einzelnen Regionen) sowie Faktoren wie das neue Ärztearbeitszeitgesetz.

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