Israel-Reise: Regierung unterstützt Ausbau von Yad Vashem

Sebastian Kurz im Jahr 2014 bei einem Besuch von Yad Vashem als Außenminister
Am Beginn des dreitägigen Besuchs von Kanzler Kurz sagt die Bundesregierung eine Million Euro für die Holocaust-Gedenkstätte zu.

Österreich wird den Ausbau der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mit einer Million Euro unterstützen. Dies gab die Bundesregierung am Beginn einer Israel-Reise von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bekannt. Kurz wird am Sonntag zu einem dreitägigen Besuch in Israel erwartet.

"Im heurigen Gedenkjahr ist es der Bundesregierung ein besonderes Anliegen, Orte des Erinnerns zu schaffen und zu unterstützen", heißt es dazu im entsprechenden Ministerratsvortrag. Die Republik wird sich mit der in Aussicht gestellten Summe am geplanten Bau eines neuen Shoah Heritage Collections Center beteiligen, das zusätzliche Lager- und Konservierungslabore für Artefakte, Kunstwerke und Dokumentationen aus der Zeit des Holocausts bieten soll. "Dieses neue Zentrum soll einen wichtigen Beitrag zur fortgesetzten Erforschung des Holocausts leisten und so auch für zukünftige Generationen wirken", heißt es in dem von Kanzler Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache ( FPÖ) gestellten Antrag. Yad Vashem verfüge über rund 500.000 Fotografien, über 100.000 dokumentierte Zeugenaussagen und knapp 200 Millionen Seiten an schriftlichen Dokumenten - viele davon auf Deutsch - aus der Zeit der Shoah. Allein 2017 sei der Bestand um rund 3 Millionen Seiten angewachsen, weshalb ein Ausbau der bestehenden Dokumentations- und Forschungskapazitäten geplant ist.

Treffen mit Holocaust-Überlebenden

Die Israel-Reise von Kurz steht im Zeichen des Gedenkjahrs 1938/2018 und der Betonung der historischen Verantwortung Österreichs, teilte das Bundeskanzleramt im Vorfeld mit. "Österreich ist der Sicherheit Israels und seiner Bürger verpflichtet", hatte Kurz unlängst erklärt. Ein Treffen mit Holocaust-Überlebenden ist geplant. In Jerusalem will er auch vor dem Weltforum des American Jewish Committee (AJC) sprechen.

Kurz wird gemeinsam mit Bildungsminister Heinz Yad Vashem besuchen. Kurz werde in Begleitung des Yad Vashem-Vorsitzenden Avner Shalev an einer Gedenkfeier teilnehmen, teilte die Holocaust-Gedenkstätte in einer Aussendung mit. Kurz und Shalev werden demnach ein Grundsatzabkommen unterzeichnen, das Yad Vashem den Zugang zum Österreichischen Staatsarchiv und der Mauthausen-Gedenkstätte ermöglicht.

Die Gedenkdienstleistenden in Israel des Wiener Vereins "Gedenkdienst" boykottieren unterdessen den Besuch von Kurz in Yad Vashem. Sie wollen damit darauf aufmerksam machen, dass der Verein "ausgehungert" werde, wie die Organisation mitteilte.

Im Anschluss an Yad Vashem besichtigt Kurz das Herzl-Museum zu Ehren des Begründers des politischen Zionismus, Theodor Herzl (1860-1904). Am Grab des ehemaligen Präsidenten Shimon Peres wird ein Kranz niedergelegt. Auch die Besichtigung der Max Rayne Hand-in-Hand School der Jerusalem Foundation steht auf dem Programm. Die 1998 gegründete Schule ist die einzige weltweit, in der Hebräisch und Arabisch sprechende Kinder vom Kindergarten bis zum Schulabschluss gemeinsam unterrichtet werden. Faßmann wird außerdem die Hebrew University sowie das Weizmann Institut of Science besuchen.

Belastungsprobe durch FPÖ

Ziel der Reise des Bundeskanzlers ist eine Intensivierung der bilateralen Beziehungen. Das Verhältnis zwischen Kurz und Israels Premier Benjamin Netanjahu gilt als sehr gut. Allerdings wirft der israelische Boykott von FPÖ-Ministern einen Schatten darauf. Kurz wird Netanjahu und Präsident Reuven Rivlin treffen.

Kurz hatte Israel vor zwei Jahren als Außenminister besucht. Aus Anlass des 60. Jahrestags der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen hob er damals die "exzellenten bilateralen Beziehungen" hervor. Durch den Regierungseintritt der FPÖ sind diese aber einer Belastungsprobe ausgesetzt. Israel hat zwar auf eine Abberufung seiner Botschafterin verzichtet, verkündete aber keinen Kontakt zu FPÖ-Ministern zu haben. Mit den von FPÖ-Politikern geführten Ministerien gibt es "nur berufliche Kontakte" auf Beamtenebene. Betroffen ist auch die von der FPÖ nominierte parteifreie Außenministerin Karin Kneissl.

Die Entscheidung der israelischen Regierung, keine Kontakte mit der FPÖ zu haben, respektiere er, sagte Kurz. Gleichzeitig nannte er die Bundesregierung die "pro-israelischste Regierung", "die Österreich jemals hatte. Das Regierungsprogramm ist hier so eindeutig wie noch nie". In dem Papier der schwarz-blauen Koalition steht, dass die Sicherheitsinteressen Israels auch für Österreich besondere Bedeutung haben und dass Österreich Israel als jüdischen Staat anerkennt. Darüber hinaus wurde das Staatsbürgerschaftsgesetz auf Angehörige von Holocaust-Überlebenden ausgeweitet. Rund 800 Holocaust-Überlebende haben derzeit in Israel eine Heimat gefunden.

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