Islam-Kindergärten im Kurz-Visier: Muslime sehen "Aufhetzung"

Fuat Sanac und Außenminister Sebastian Kurz
IGGiÖ-Präsident Sanac kontert scharf auf Salafisten-Vorwurf – Minister Sebastian Kurz legt nach.

Den Vorwurf, dass hinter den Trägervereinen etlicher islamischer Wiener Kindergärten salafistische, also radikal islamische Hintermänner und Vereinigungen stünden, bezeichnet Fuat Sanac als "lächerlich". Viele der nun ins Gerede gekommenen islamischen Kindergärten gebe es schließlich seit 10, 15 oder 20 Jahren. Das sagte der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) im Ö1-Mittagsjournal.

Für Sanac ist es "undemokratisch und auch unmenschlich", wenn Bürger nach ihrem Glauben qualifiziert werden. Die Vorgangsweise von Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP), der eine Vor-Studie des Islam-Experten Ednan Aslan zum Anlass genommen hat, um die Schließung verdächtiger Kindergärten zu fordern, kommt für Sanac "Aufhetzung" gleich.

Im Interview mit dem KURIER schlägt Sanac auch versöhnlichere Töne an. Selbst betreibt die IGGiÖ keine Kindergärten, ist aber für den muslimischen Religionsunterricht in Schulen zuständig.

"Wir brauchen keine Entwicklung, wo den Kindern eingeimpft wird, es ist gut, wenn du dich abkapselst."

Sanac sagte: "Darüber sind wir uns doch einig: Wir brauchen keine Entwicklung, wo den Kindern eingeimpft wird, es ist gut, wenn du dich abkapselst. Wir brauchen Kinder und später Jugendliche, die sich selbstverständlich als Teil der Gesellschaft sehen."

Sanac sieht eine gemeinsame Wertebasis, egal ob katholisch, evangelisch, muslimisch oder humanistisch: "Ansonsten läuft das Ganze auf eine Identität der Abgrenzung hinaus. Und das brauchen wir auf keiner Seite."

Der Vergleich der Kindergärten mit Koranschulen ärgert Sanac: "Da müsste ich eigentlich fragen oder erklären, was ist eigentlich eine Koranschule." Sonst bekäme der Vorstoß relativ schnell den Charakter, bestehende Vorurteile mehr zu bedienen als ihnen zu begegnen. Und: "Wir sind nicht gegen Studien. Aber es kann nicht sein, dass sich jemand wie ein Kontrollorgan zeigt. Denn dazu gibt es eine bestehende funktionierende Aufsicht seitens der Stadt Wien", erinnert der IGGiÖ-Präsident.

Minister Kurz kennt den Vorwurf, auch aus der Stadt Wien, es gebe in der Aslan-Studie keine konkreten für die Aufsicht verwertbaren Verdachtsfälle. Erstens stimme das nicht, es gebe genügend Hinweise z.B. auf Indoktrinationsvideos oder einen vielsagenden Vergleich der Scharia mit weltlichem Recht in der Ausbildung der Betreuerinnen. Aber – zweitens – gehe es ums Prinzip: "Dass wir ein System mit Steuergeld finanzieren, dass explizit darauf ausgerichtet ist, Kinder aus unserer Gesellschaft fernzuhalten und abzuschotten", heißt es im Ministerium.

Kommentare