Insider: "FPÖ muss Platz 1 abschreiben"

APA12476608-2 - 25042013 - INNSBRUCK - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Tirols FPÖ-Chef Gerald Hauser (l.), Bundesparteichef Heinz Christian Strache und Rudi Federspiel während der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der Tiroler FPÖ, anlässlich der Landtagswahl 2013, am Donnerstag, 25. April 2013, in Innsbruck. APA-FOTO: THOMAS BÖHM/TIROLER TAGESZEITUNG
Wahlziel des FPÖ-Chefs sei 2013 unerreichbar, sagt Partei-Insider Lothar Höbelt.

Sechs Tage müssen die Freiheitlichen noch aushalten. Dann ist die Durststrecke überstanden; davon sind Norbert Hofer und Herbert Kickl überzeugt. Die beiden sollten es wissen. Der eine ist stellvertretender Parteichef, der andere Generalsekretär. Und so sagten Kickl und Hofer gestern gleichlautend zum KURIER: „Am Sonntag, wenn wir bei der Salzburger Wahl zulegen, wird das negative Gerede verstummen.“

Nüchtern betrachtet hat die FPÖ tatsächlich schon erfreulicheres erlebt als die Wahlen des Frühjahres 2013: Mit einem Minus von 2,8 Prozent war Tirol innerhalb von wenigen Wochen der dritte Urnengang mit Verlusten (Kärnten: minus 27,8 %; Niederösterreich: minus 2,26 %). Die Tiroler Niederlage kam nicht überraschend – der lokale Klub hatte sich zerstritten, Parteichef Hauser war krankheitsbedingt viele Monate außer Gefecht. Und vermutlich hat Stratege Kickl recht, wenn er sagt, als Bundespartei sei man bei Landtagswahlen ohnehin meist hilf- weil einflusslos. „Da bist du nur Passagier, nicht Pilot“.

Doch ungeachtet aller Besonderheiten gibt es auch andere, grundlegende Gründe für die Niederlagen. Nicht anders ist zu erklären, dass Proponenten wie Oberösterreichs Parteichef Manfred Haimbuchner noch am Montag drängten, die „strukturelle Probleme“ zu beheben – ansonsten würde das intern auf die Stimmung drücken.

Fehlende Strukturen, das ist das eine Problem. Abgesehen von Vorarlberg, Oberösterreich und Wien ist die FPÖ bei Orts- und Bezirksparteigruppen eher schwach aufgestellt.

Weit schwerer wiegt ein anderes Phänomen: Die blauen Sympathisanten sind frustriert, sie bleiben am Wahltag zu Hause. Das sieht auch Parteichef Heinz-Christian Strache so. „Wir müssen in Zukunft alle Nichtwähler mobilisieren“, tat er gestern kund. Nur so und indem man eifrig beim BZÖ fische, werde man im Herbst stärkste Partei.

Ob er selbst noch an Platz 1 glaubt, darf zumindest bezweifelt werden.Für Insider wie Lothar Höbelt ist das Ziel längst verloren. Der Uni-Professor gilt als intimer Kenner des Dritten Lagers und er rät den Freiheitlichen, die Erwartungen zu mäßigen. „Das vor einem Jahr erklärte Ziel, Stimmenstärkster zu werden, muss man abschreiben“, sagt Höbelt zum KURIER. Die neue Situation, insbesondere die Konkurrenz durch Stronach, lasse dies nicht zu. Was tun?

Höbelt: „Strache muss warten. Bei der nächsten Nationalratswahl sind das BZÖ und Stronach Geschichte. Und wenn Rot und Schwarz mit Grün regieren, ist das eine gute Basis.“

Die Nationalratswahl 2018 als Ziel für Strache? „Zugegeben, dass klingt nicht besonders aufregend“, sagt Höbelt. „Aber es ist eine realistische Perspektive.“

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