Initiative gegen "Bevormundung"

Pressekonferenz Bürger gegen Bevormundung: "Mein Veto"
„Wir sind keine lästigen Kinder“: Zwei Philosophen und die Mehrheit der Österreicher wenden sich gegen Verbote.
Von Uwe Mauch

Rauchverbote in Kaffee- und Wirtshäusern, auf Flughäfen und im öffentlichen Raum – die beiden Professoren und Initiatoren von Mein Veto! Bürger gegen Bevormundung kommen schnell in Fahrt. Beim Thema Rauchen.

Der Jüngere, Robert Pfaller, Ordinarius für Philosophie an der Universität für angewandte Kunst, echauffiert sich über die teils drastischen Warnhinweise auf Zigaretten-Packungen: „Damit werden erwachsene Bürger um ihre Autonomie gebracht. Das Beleidigende daran ist ein Skandal. Wir sind keine lästigen Kinder.“

Sein Kollege Franz Wuketits wettert wiederum gegen Rauchverbote auf Flughäfen, konkret gegen eines auf dem Flughafen von Bogota: „Es ist für die Politiker dort einfacher, ein paar Verbotsschilder aufzustellen, als für die Einwohner der kolumbianischen Hauptstadt langfristig die Trinkwasserversorgung sicherzustellen.“

Halt, da ist ein Spalt

Initiative gegen "Bevormundung"
Schade, dass die beiden so viel Energie fürs Rauchen aufwenden. Dabei verfolgen sie mit ihrer Initiative auch ernste Anliegen. Aus einer Umfrage der GfK Austria zitieren sie, dass sich zwei von drei Österreichern von den Gesetzgebern des Landes bevormundet fühlen.

Braucht es den Hinweis, dass zwischen U-Bahn und Bahnsteig ein kleiner Spalt ist? Muss die EU tatsächlich regeln, wie Olivenöl-Fläschchen auf Wirtshaustischen zu stehen haben? Sind die Kontrollen auf Flughäfen notwendig? Und was ist mit all den Videokameras?

Franz Wuketits erinnert an den von George Orwell verfassten Roman „1984“, in dem der britische Autor und Journalist einiges vom heutigen Überwachungsstaat vorwegnahm: „Das Buch muss uns angesichts des heutigen Sicherheitswahnsinns richtig primitiv vorkommen.“

Wie kleine Kinder

Kollege Pfaller kritisiert in diesem Zusammenhang „die Pseudopolitik von ohnmächtigen Politikern: „Den großen Playern wird nichts verboten, dafür werden Millionen von erwachsenen Menschen wie kleine Kinder am Gängelband geführt. Und denen wird auch noch suggeriert, dass sie durch die Kontrollen geschützt werden.“

Manches Verbot erinnert in der Tat an einen Kindergarten. Und wenn Franz Wuketits Aufforderungen auf österreichischen Postämtern zitiert, hat er die Lacher auf seiner Seite. Ernst spricht er dann von einer „Infantilisierung der Gesellschaft“. Die vielen Verbote würden nicht zuletzt all die unguten Vernaderer auf den Plan rufen.

Der Philosoph spricht mit der Stimme des Volkes: Neun von zehn Österreichern wünschen sich laut aktueller Umfrage, dass sich die Politiker lieber um die wirklichen Probleme kümmern sollen. Für noch mehr Verbote spricht sich dagegen nur ein Prozent der Befragten aus.

Den Unzufriedenen bieten die Philosophen ihre neue Plattform www.meinveto.at im Internet und auf Facebook an. Dort können diese ihre Stimme gegen die Bevormundung durch den Staat erheben. Leicht verraucht der Beigeschmack des ersten öffentlichen Auftritts der Initiative: War in der Einladung noch von weiteren „Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Wissenschaft sowie Unternehmen“ die Rede, nannte man auf KURIER-Anfrage im ersten Atemzug vor allem Vertreter der heimischen Bier- und Tabakindustrie.

Achten Sie einmal darauf, wenn Sie sich im öffentlichen Raum bewegen: Wir sind ständig von Ver- und Geboten umgeben. Wo unser Auge auch hinblickt, wo unser Ohr auch hinhört, wir entkommen ihr nicht: Der Vorschrift. Der Warnung. Auf Schritt und Tritt mahnt uns der „große Bruder“ achtsam zu sein, denn zwischen U-Bahn-Türe und Bahnsteig, zwischen Bahnsteig und Rolltreppe, zwischen Rolltreppe und dem Rest des Lebens lauern Spalten, stets bereit, den Unachtsamen zu verschlingen.

Kämen die Außerirdischen zu uns auf Urlaub, was würden sie sich denken? Sie würden entweder annehmen, dass diese Welt ein unfassbar lebensgefährlicher Ort sei (und sich vielleicht wundern, warum hier trotzdem so viele Lebende herumwandeln). Oder sie würden zu dem Schluss kommen, dass die Menschen wie kleine Kinder sind, unfähig, für sich selbst zu denken, dankbar für jede Bevormundung.

Die neue Initiative „Mein Veto!“ fordert ein Ende der Regulierungswut und mehr Respekt vor der Mündigkeit der Bürger. Möge sie Gehör finden.

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