In den Wohnzimmern der Republik
Peter Pilz und seine Frau leben in einer Luxus-Wohnung. Zugegeben, die Bleibe ist nicht die allergrößte – 61 Quadratmeter, zwei Zimmer, das muss genügen. Sie hat weder Balkon noch Terrasse, und weil der Wiener Goethe Hof in den 30er-Jahren gebaut wurde, ist es auch nicht ratsam, mächtige Schrauben in Wände oder Decken zu treiben – die Bausubstanz, Sie verstehen.
Günstige Miete
Wohnen war das innenpolitische Thema der vergangenen Wochen, insbesondere die Regierungsparteien versuchten sich mit Ideen zu überbieten, wie man günstigen Wohnraum schafft. Dem Boulevard war das zu wenig, auch die Wohnverhältnisse mancher Politiker sollten skandalisiert werden – Pilz gehörte dazu. 319,60 Euro beträgt die Miete, die die Stadt von ihm für die Wohnung im Gemeindebau verlangt. 1981, als die Großmutter ins Heim kam, übernahm der Enkel den Vertrag – Pilz wollte bleiben. „Das ist mein zu Hause, ich lebe seit dem Studium in dieser Wohnung, fühle mich unter einfachen Menschen wohl.“ Jahre später wurde er Nationalratsabgeordneter. „Da ich gut verdiene, habe ich versucht, mehr zu bezahlen. Aber das geht nicht, die Stadt wollte keine Lex Pilz.“ Also spendet er stattdessen ausgiebig.
Pilz ist freilich nicht der einzige Politiker, der vergleichsweise unspektakulär wohnt, wie KURIER-Recherchen ergaben.
Bundeskanzler Werner Faymann etwa wohnt nicht wirklich anders als der durchschnittliche Hausbesitzer. Der Regierungschef lebt mit Ehefrau Martina und Tochter Flora in einem Einfamilienhaus in Wien-Liesing mit Garten. Gebaut haben es Faymanns Eltern.
Im idyllischen Hinterbrühl bei Mödling ist Vizekanzler Michael Spindelegger aufgewachsen und wohnt heute noch dort mit seiner Frau und den beiden Söhnen – ebenfalls in einem Einfamilienhaus mit Garten. Das war nicht immer so. Spindelegger, der einen Gehaltscheck im Gemeindebau fordert, wurde dieser Tage von Polit-Kontrahenten und Medien wohnlich durchgecheckt. Der ÖVP-Chef hat einst in einem Gemeindebau gelebt, und als er die Polit-Karriereleiter hinaufstieg, angeblich freiwillig in einen Sozialtopf eingezahlt, weil er so günstig wohnte. Böse Zungen halten die kolportierten Spenden für ein Gerücht. Belege dafür fehlen jedenfalls.
Knapp 20 Kilometer weiter südlich ist Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek daheim. In Guntramsdorf hat sich die SPÖ-Politikerin gemeinsam mit ihrem Mann vor vielen Jahren ein Einfamilienhaus gekauft – und sukzessive renoviert. Der Garten ist klein, aber fein. „Das Haus ist mein Rückzugsort, mein Ruhepol“, sagt die Ministerin. Dort geht sie auch hin und wieder noch ihrem Hobby nach. Heinisch-Hosek malt gerne. Und einige ihrer Bilder hängen auch daheim.
Bleibt das Staatsoberhaupt: Im Unterschied zu den Vorgängern hat Heinz Fischer nach der Wahl darauf verzichtet, in der nun abgerissenen Döblinger Präsidentenvilla zu residieren. Er blieb mit Frau Margit in der Josefstädter Mietwohnung mit Balkon. Man lebt gerne hier – seit mehr als 40 Jahren.
Die Kanzlerpartei will die Wohnbauförderung wieder zweckbinden: Die 1,8 Milliarden €, die jährlich vom Bund an die Länder gehen, sollen nur für den Wohnungsbau ausgegeben werden. Zudem will die SPÖ eine neue Widmungskategorie „sozialer Wohnbau“ schaffen.
ÖVPDie Volkspartei will nach der Wahl das Mietrecht reformieren und fordert einen „Gehaltscheck“ für Gemeindebaubewohner (nach zehn Jahren soll das Einkommen überprüft werden). Außerdem sollten private Pensionskassen 10 Prozent ihres Kapitals in den sozialen Wohnbau stecken.
ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mittlerlehner besitzt ein Haus im Mühlviertel, das seine Frau geerbt hat. Gemeinsam haben sie es umgebaut. Nach dem Umzug nach Wien 1992 lebte der Oberösterreicher mit Familie mehr als zehn Jahre in einer Mietwohnung und kaufte sich dann eine Wohnung.
Neo-Verteidigungsminister Gerald Klug hat sich vor drei Jahren eine 110 Quadratmeter große Eigentumswohnung in Graz gekauft. Wenn er in Wien ist, übernachtet er mitunter im Hotel. Meist pendelt der Frühaufsteher aber. Staatssekretär Sebastian Kurz lebt mit seiner Freundin in einer 65-Quadratmeter-Eigentumswohnung in seinem Heimatbezirk Meidling. Die Größe sei ausreichend – er sei berufsbedingt ohnedies wenig zu Hause, sagt Kurz.
Grünen-Chefin Eva Glawischnig wohnt mit Ehemann Volker Piesczek und den beiden Söhnen in einer Eigentumswohnung im 17. Bezirk. Die Kreditrückzahlungen laufen noch.
Wissenschaftminister Karlheinz Töchterle lebt mit seiner Familie in einem Mehrfamilienhaus in Telfes im Stubaital. In Wien hat er sich eine Wohnung im 7. Bezirk gemietet.
In Mietwohnungen leben auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer (Altbau im 6. Bezirk), Verkehrsministerin Doris Bures (Altbau im 9. Bezirk) und Staatssekretär Josef Ostermayer (6. Bezirk).
Finanzministerin Maria Fekter wohnt sowohl in Oberösterreich (Attnang-Puchheim) als auch in Wien (8. Bezirk) in Eigentumswohnungen. Auch Finanzstaatssekretär Andreas Schieder lebt in einer Eigentumswohnung in Wien.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner lebt mit Mann und Kindern in einem Haus in Klosterneuburg.
Gesundheitsminister Alois Stöger lebt mit seiner Familie in einem Haus bei Linz. In Wien hat er eine Wohnung in der Leopoldstadt gemietet.
Unterrichtsministerin Claudia Schmied besitzt seit Jahren eine Eigentumswohnung in Wien-Donaustadt.
Zur Miete wohnt FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in Wien-Landstraße.
Staatssekretär Reinhold Lopatka lebt mit Familie in einem Haus im steirischen Penzendorf. In Wien nächtigt er ab und zu in der Wohnung seines studierenden Sohnes.
Justizministerin Beatrix Karl verbringt fast jedes Wochenende in ihrer Eigentumswohnung in Graz. In Wien hat sie eine Mietwohnung.
Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich lebt mit Familie auf einem Bauernhof im burgenländischen Bezirk Oberpullendorf.
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