Unterbrechungen
Fühlt man sich da etwa übergangen? „Es ist völlig klar, dass jeder in dieser Bundesregierung das Interesse hat, Impfstoffe, die geliefert wurden, möglichst schnell an den Menschen zu bringen“, versuchte Anschober zu kalmieren. Bei jeder Entscheidung stehe das „Teamwork im Mittelpunkt“.
Tatsache ist aber, dass dem von Anschober zitierten Teamwork emotionsgeladene Diskussionen im Bundeskanzleramt vorausgingen. Nachdem die Kritik am späten Impfstart immer lauter geworden war, trafen sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (G), Tanner und Anschober. Mehrmals wurde die Sitzung am Dienstag unterbrochen, weil sich keiner bewegte, vor allem Anschober nicht.
Eines ist ordnungshalber festzuhalten: Der Impfplan war ein Regierungsbeschluss – allerdings legte man sich damals nicht auf den 12. Jänner als Impfstart fest. Doch dann kamen die Rekord-Impfmeldungen aus Israel. Auch Deutschland wies höhere Impfraten auf, während Österreich mehr als 60.000 Impfdosen hortete.
Unglückliche Interviews
Für viel Unmut bei den Türkisen sorgte nicht nur das Interview des Sonderbeauftragten für Gesundheit, Clemens Martin Auer, in dem dieser stur den verspäteten Impfstart verteidigte, sondern vor allem der ZiB2-Auftritt von Katharina Reich, der neuen Sektionschefin für öffentliche Gesundheit.
Während Kurz, Anschober und Kogler im Bundeskanzleramt verhandelten, meinte Reich im ORF, man brauche keine „Ho-Ruck-Aktion“, und verkündete, dass alte Menschen, die nicht in Heimen wohnen, erst ab März geimpft würden. „Ich war fassungslos, als ich diese Aussage hörte, es war für diese Risikogruppe immer der Februar vereinbart“, so ein hochrangiger VP-ler.
Da lief das Fass bei den Türkisen über. Auch hier wurde der Plan des Gesundheitsministeriums umgeschrieben. Nun sollen diese Menschen schon Ende Jänner geimpft werden können. Die Gerüchte, dass Auer vor der Ablöse stehe, dementierte Anschober allerdings vehement.
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