Immer mehr psychisch Kranke in Invaliditätspension

Immer mehr psychisch Kranke in Invaliditätspension
Wandel in der Arbeitswelt laut IHS Schuld an dieser Entwicklung.

Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat am Montag neuerlich eine Auswertung von Pensionsversicherungsdaten zur Invaliditätspension vorgelegt. Demnach steigt die Zahl der Bezieher der unbefristete I-Pension aufgrund psychischer Erkrankungen. Die Daten waren bereits Ende Jänner bei einer Klubenquete der ÖVP präsentiert worden.

Im Jahr 2014 hatten demnach bei Männern 26 Prozent der unbefristeten Invaliditätspensionen psychisch bedingte Ursachen (plus drei Prozentpunkte gegenüber 2011), bei Frauen belief sich dieser Anteil auf 46 Prozent (plus fünf Prozentpunkte). Bei befristeten Invaliditätspensionen (inklusive Rehabilitationsgeldbezieher) waren bei Männern 57 Prozent und bei Frauen sogar 69 Prozent der Bezüge auf psychische Faktoren zurückzuführen.

Immer mehr psychisch Kranke in Invaliditätspension
Anteil bei allen unbefristeten Invaliditätspensionen, Männder und Frauen 2011-2014 - Säulengrafik GRAFIK 0204-16, 88 x 55 mm

Das Durchschnittsalter beim Antritt von psychisch bedingten unbefristeten Invaliditätspensionen lag 2014 bei Männern mit 55,2 Jahren um 3,6 Jahre unter jenem anderer Krankheitsgruppen (58,8 Jahre). Bei Frauen war das durchschnittliche Antrittsalter bei psychisch bedingter unbefristeter Invaliditätspension mit 52,7 Jahren um 0,8 Jahre niedriger als bei anderen Krankheitsgruppen (53,5 Jahre).

Regionale Unterschiede

Im Rahmen der Studie wurden regionale Unterschiede deutlich. Auffällig viele psychisch bedingte unbefristete und befristete Invaliditätspensionen pro 10.000 Einwohner waren laut IHS insbesondere in den Bundesländern Steiermark und Kärnten zu beobachten, Tendenz steigend. Rückläufige Entwicklungen 2011 bis 2014 auf niedrigerem Niveau waren hingegen beispielsweise bei männlichen unbefristeten Invaliditätspensionen aufgrund psychischer Erkrankungen in Vorarlberg, Tirol, Wien und Salzburg festzustellen.

Laut IHS-Gesundheitsökonom Thomas Czypionka gibt es vielfältige Ursachen für den Anstieg. Unter anderem hänge er mit einem Wandel der Arbeitswelt zu personenbezogenen und informationsbasierten Dienstleistungen zusammen, die höhere Anforderungen an die psychische Gesundheit stellen. Auch sonst gebe es eine zunehmende Belastung durch Verfügbarkeit in Beruf und Privatleben. Die Schwelle, psychische Erkrankungen zu diagnostizieren, sei ebenfalls gesunken.

Österreich im internationalen Vergleich schlechter

In der Studie wurde Österreich u.a. mit Dänemark und der Schweiz verglichen. Dabei lässt sich laut IHS erkennen, dass die Gruppe der 55- bis 64-jährigen Österreicher mit einer merkbar höheren Wahrscheinlichkeit Invaliditätspension bezieht als die gleiche Altersgruppe in Dänemark und in der Schweiz. Auch bei der Erwerbsbeteiligung psychisch Kranker schneidet Österreich im internationalen Vergleich schlechter ab.

Im Jahr 2013 wurden insgesamt 15.076 männliche und 8.775 weibliche befristete und unbefristete I-Pensionisten in Österreich verzeichnet. 2014 waren es um einige weniger (12.884/7.129). Dies liegt daran, dass 2014 die befristete I-Pension für Personen, die nach dem 31.12.1963 geboren wurden, abgeschafft und durch das Rehabilitationsgeld ersetzt wurde.

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