Hypo-Ausschuss: Grasser mittels 605 Seiten "gebrieft"

Grasser bei seiner Befragung im September des Vorjahres
Selbst die Einleitung war vorgefertigt - "völlig unzulässig", befinden die Grünen.

Bei seiner Befragung im Hypo-U-Ausschuss wurde bekannt, dass Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Vorfeld ein Briefing von einem hohen Finanzministeriums-Beamten und Unterlagen bekommen hat. Die Grünen stellten eine parlamentarische Anfrage dazu – diese hat der jetzige Finanzminister Hans Jörg Schelling nun beantwortet.

Der Spitzenbeamte Hans Georg Kramer, ehemaliger Kabinettsmitglied Grassers, hat in seiner früheren Funktion als Generalsekretär im Finanzministerium Grasser Unterlagen übergeben. Davon wusste Schelling seiner Anfragebeantwortung zufolge allerdings zum Zeitpunkt der Grasser-Befragung im Hypo-U-Ausschuss nichts. Die Unterlagen, die Grasser bekam, sind 605 Seiten schwer - im Internet sind sie unter http://go.apa.at/rjokB8uw zu finden.

Hypo-Ausschuss: Grasser mittels 605 Seiten "gebrieft"
Former Austrian Finance Minister Karl-Heinz Grasser waves as he waits for the start of a parliamentary inquiry hearing investigating political responsibilities leading to the failure of Hypo Alpe Adria bank in Vienna, Austria, September 30, 2015. REUTERS/Heinz-Peter Bader
Kramer ist inzwischen nicht mehr Generalsekretär des Finanzministeriums, aber immer noch Sektionschef. Dazu befragt, wie er an die Unterlagen aus dem Ministerium kam, hatte Grasser im U-Ausschuss am 30. September des Vorjahres ausgeführt, dass es dazu ein persönliches Treffen mit dem damaligen Noch-Generalsekretär des Finanzministeriums gab. Dabei seien ihm von Kramer, der auch selbst schon Auskunftsperson im U-Ausschuss war, jene Unterlagen übergeben worden, die das Finanzministerium nach Anfrage bei Schelling zusammengestellt habe.

Beim Treffen seien keine anderen Dokumente als die an Grasser übermittelten Thema gewesen, so Schelling in der Anfragebeantwortung an die Grünen - im Internet zu finden unter http://go.apa.at/fNVjdbCe.

"Erstaunliches Ausmaß"

Der Grün-Politiker Bruno Rossmann hatte wie berichtet wegen der Vorgänge insgesamt zwei parlamentarische Anfragen Schelling gerichtet. Nun schließt er: "Das Ausmaß des Grasser-Briefings ist erstaunlich. Das Finanzministerium hat sogar ein Einleitungsstatement für Ex-Finanzminister Grasser vorgeschrieben und damit eine politische Einschätzung vorgegeben." Das ist aus Sicht Rossmanns "völlig unzulässig".

Die Grünen rühmen sich nun, "durchgesetzt zu haben, dass die Informationen nun öffentlich zugänglich sind. Finanzminister Schelling musste nach Monaten der Geheimnistuerei einlenken". Jetzt könne sich jeder selbst ein Bild über das "besondere Service" für Ex-Finanzminister Grasser vom Finanzministerium machen. Wir erwarten uns, dass Finanzminister Schelling in Zukunft weiß, was seine Beamten machen und von sich aus auf Transparenz setzt", so Rossmann.

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