Hugo Portisch wird Ehrenbürger von Wien

Hugo Portisch lacht
Der bekannte Journalist und überzeugte Europäer wird in seiner Heimatstadt geehrt.

Weltbürger, Humanist, einer der großen österreichischen Journalisten der Gegenwart, leidenschaftlicher Kommentator des Weltgeschehens, vielfach ausgezeichneter Publizist und Autor – es geht um Hugo Portisch.

Am Donnerstag wird er Ehrenbürger der Stadt Wien. Die Urkunde wird ihm Bürgermeister Michael Häupl im Rathaus überreichen. Als Portisch davon Ende 2017 erfuhr, reagierte er spontan und sagte dem KURIER: „Es war mir stets eine Ehre, in Wien zu leben. Ich halte Wien für eine großartige Stadt, nicht nur aus historischen Gründen, sondern weil es eine fantastisch gut organisierte und saubere Stadt ist.“

Hugo Portisch wird Ehrenbürger von Wien

Nach seinem Aufenthalt in den USA kam Hugo Portisch Mitte der 1950er Jahre  zum KURIER. Von 1958 bis 1968 war er Chefredakteur des KURIER.

Den Titel „ Ehrenbürger von Wien“, die höchste Auszeichnung der Stadt, wird nur sehr selektiv verliehen. Zehn Mal wurde die Ehrenbürgerschaft seit 2001 an Persönlichkeiten aus den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft und Politik vergeben. In der Liste finden sich Namen von Nobelpreisträgern, wie Eric Kandel und Martin Karplus, beide sind in Wien geboren und wurden vom Nazi-Regime zur Flucht in die USA gezwungen. 2017 wurden Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky und Alt-Bundespräsident Heinz Fischer Ehrenbürger von Wien.

Auch Hugo Portisch hätte Politiker werden können. Wegen seiner Popularität und Reputation bot ihm Vranitzky an, als Kandidat der SPÖ und ÖVP für das Amt des Staatsoberhauptes anzutreten. Er hätte sicher gewonnen, doch in die Hofburg zog es ihn nicht, weil er unabhängig und frei bleiben wollte. In seinen Erinnerungen „Aufregend war es immer“ (2015) sagt er augenzwinkernd, warum er die Kandidatur ablehnte: er wolle lieber Journalist bleiben, da könne er sich aussuchen, neben wem er beim Abendessen sitzt.

Hugo Portisch wird Ehrenbürger von Wien

Hugo Portisch und KURIER-Herausgeber und Chefredakteur Helmut Brandstätter 2010 in der Toskana.

Er prägte das Geschichtsbewusstsein der Nation

Bekannt wurde Hugo Portisch, der auch Chefredakteur des KURIER war, durch seine weltpolitischen Analysen und Kommentare, seine Bücher sowie die ORF-Dokumentationen über die Erste und Zweite Republik (Österreich I und II). Damit hat er das Geschichtsbewusstsein der Nation geprägt. Die Doku über den Zweiten Weltkrieg, die er gemeinsam mit Henry Kissinger erstellte, sorgte weltweit für Aufsehen. Das Volksbegehren für die Unabhängigkeit des ORF war das erste und eines der erfolgreichsten in Österreich.

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