Bartenstein für Griss als SPÖ-ÖVP-Kandidatin

Bartenstein rät der Koalition zu gemeinsamer Kandidatin
Der Ex-ÖVP-Minister macht für die Ex-Höchstrichterin bei Bundespräsidenten-Wahl mobil. Aber kein Groll gegen Pröll: "Semmering? Schwamm drüber!"

Martin Bartenstein war dreizehn Jahre Minister (1995 bis 2008), für Umwelt, Jugend, Familie, Wirtschaft und Arbeit. Der steirische Pharma-Industrielle gehörte zu den engsten Vertrauten von Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel und galt stets als Befürworter einer schwarz-blauen Regierung. Bartenstein hat 2013 nicht mehr für den Nationalrat kandidiert, gehört aber vor allem im steirischen ÖVP-Milieu zu den einflussreichen Persönlichkeiten.

KURIER: Herr Bartenstein, in Wiener Politikkreisen kursiert das Gerücht, Sie würden Irmgard Griss als Bundespräsidentschaftskandidatin unterstützen. Was ist da dran?

Martin Bartenstein: Ich bin Frau Präsidentin Griss persönlich und freundschaftlich verbunden, aber die Frage der Unterstützung einer Präsidentschaftskandidatur stellt sich bisher nicht.

Warum stellt sich die Frage noch nicht? Sie kandidiert ja.

Ich halte Frau Griss nicht erst seit der Griss-Kommission für eine in jeder Hinsicht bemerkenswerte Persönlichkeit. Aber in SPÖ und ÖVP stehen die Entscheidungen über die Präsidentschaftskandidatur noch aus.

Heißt das, Sie warten mit Ihrer Entscheidung ab, was Ihre Partei, die ÖVP, macht?

Lassen Sie es mich so formulieren: Ich hielte viel davon, wenn sich SPÖ und ÖVP einen Ruck geben und Frau Doktor Griss als gemeinsame, überparteiliche Kandidatin für die Hofburg aufstellen. Aber ich sage dazu, dass es nach allen Informationen, die ich habe, dazu wohl nicht kommen wird.

Was hielten Sie von einem ÖVP-Kandidaten Erwin Pröll?

Erwin Pröll ist ein hervorragender Landeshauptmann von Niederösterreich, der bewiesen hat, dass er mit seiner Parteiorganisation Wahlen gewinnen kann.

Das klingt nicht nach einer begeisterten Unterstützung für die Hofburg. Hegen die Steirer immer noch Groll wegen des Semmering Tunnels? Inzwischen wird der Tunnel ja gebaut, es gab gerade den Spatenstich.

Um Helmut Kohl zu zitieren: Der Wähler vergibt nichts, aber Gott sei Dank vergisst er. Es hat sicher Wunden gegeben, aber ich halte nichts davon, ständig Salz in alte Wunden zu streuen. Semmering? – Schwamm drüber!

Der ÖVP-Obmann wünscht sich, dass Erwin Pröll kandidiert. Wären Sie in diesem Fall trotzdem für Griss?

Es ist wohl noch immer möglich, dass sich SPÖ und ÖVP einen Ruck geben und über ihren Schatten springen und Frau Präsidentin Griss gemeinsam unterstützen. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben.

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