Hofburg: Nach Ostern beginnt das Rennen um die Stichwahl

Hofburg: Nach Ostern beginnt das Rennen um die Stichwahl
Erstmals könnten SPÖ oder ÖVP oder gar beide in der ersten Runde k. o. gehen. Das wäre eine Zäsur.

Nach Ostern beginnt die Intensivphase des Bundespräsidentenwahlkampfs. In den kommenden vier Wochen wird sich entscheiden, welche zwei Kandidaten am 24. April in die Stichwahl gelangen. Zieht man den Durchschnitt der zuletzt veröffentlichten Umfragen heran (OGM, Gfk, Spectra, Sora), zeichnet sich eine Zäsur ab: Erstmals könnten die Kandidaten von SPÖ und ÖVP bereits in der ersten Runde aus dem Rennen fliegen.

Seit 1945 gibt es nur von der SPÖ oder der ÖVP unterstützte Bundespräsidenten.

Die Startpositionen

Frontrunner Alexander Van der Bellen liegt mit 27 bis 28 Prozent in der Meinungsgunst haushoch vor den Grünen, die bei Nationalratswahlen derzeit auf zwölf Prozent kämen. Der Professor fischt im Teich der Sozialdemokraten und der Bürgerlichen und bei Leuten, die von der Regierung eine schlechte Meinung haben.

Bei letzteren punktet auch Norbert Hofer.Der Umfragewert von 20 Prozent ist für einen FPÖ-Präsidentschaftskandidaten zwar gut, liegt aber dennoch unter dem derzeitigen FPÖ-Potenzial von rund 30 Prozent. Ein Grund ist, dass in der FPÖ-Wählerschaft besonders viele das Bundespräsidentenamt für überflüssig halten und an der Hofburg-Wahl gar nicht teilnehmen wollen. Zweitens ist Hofer derzeit noch wenig bekannt, und drittens hat Hofer Konkurrenz von der partei-unabhängigen Irmgard Griss. Die FPÖ hat bekanntlich sogar erwogen, für Griss eine Wahlempfehlung abzugeben.

Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol haben derzeit noch nicht einmal das eigene Fußvolk von sich überzeugt. Viele SPÖ-Wähler laufen direkt zu Van der Bellen über. Khol muss sich die bürgerliche Klientel ebenfalls mit dem Grünen teilen, aber auch mit der Richterin Griss.

Fallstricke & Chancen

Van der Bellen wird in den kommenden Wochen Attacken von SPÖ und ÖVP ausgesetzt sein, sie werden dessen "Unabhängigkeit" infrage stellen und dessen ideologische Ausrichtung betonen. "Draußen ist er Van der Bellen, drinnen steckt der Pilz", lautet ein Slogan aus der ÖVP-Wahlkampfküche. Für Van der Bellen wird es drauf ankommen, seinen Vorsprung über die nächsten Wochen ins Ziel zu retten.

Indem Hofer mit dem roten und dem schwarzen Hofburg-Kandidaten in einer Liga spielt, hat er eigentlich schon gewonnen. Sollte er es als erster Blauer in die Stichwahl schaffen, wäre das ein historischer Prestige-Erfolg für die FPÖ und eine Mega-Blamage für die Regierung.

Rudolf Hundstorfer hat den Apparat der Gewerkschaft und der SPÖ-Pensionisten hinter sich. Bis jetzt ist allerdings in der SPÖ noch keine richtige Wahlkampf-Stimmung aufgekommen.Das mag mit der Vorgeschichte zu tun haben. In der SPÖ wurde in einer bestimmten Phase ernsthaft diskutiert, auf einen eigenen Hofburg-Kandidaten zu verzichten und mit der ÖVP einen gemeinsamen, bürgerlichen Präsidentschaftskandidaten aufzustellen. Der Plan wurde aufgrund interner Widerstände verworfen, mag aber die offenkundige Halbherzigkeit der SPÖ im bisherigen Wahlkampf erklären.

Khols Handicap ist, dass er über die ÖVP-Stammklientel hinaus kaum Wähler erreicht. Will Khol in die Stichwahl, muss er darauf setzen, mithilfe des ÖVP-Apparats die eigene Stammklientel möglichst geschlossen zu gewinnen.

Das Fernsehen

In den kommenden Wochen wird es in ORF, Puls 4 und ATV jede Menge Fernseh-Bühnen für die Kandidaten geben.

Van der Bellen kommt mit seiner bedächtigen, sich von Berufspolitikern abhebenden Art gut über den Fernsehschirm. Allerdings sind die Erwartungen an den grünen Professor derart hoch geschraubt, dass bereits Enttäuschungsgefahr besteht.

Mit freundlichen und zurückhaltenden TV-Auftritten kann Hofer die Vorbehalte vieler Wähler zerstreuen, FPÖ-Politiker seien "Rabauken" und daher für das höchste Staatsamt ungeeignet.

Hundstorfer wirkt im Fernsehen sympathisch, hat jedoch rhetorische und inhaltliche Mängel.

Khol bietet das Fernsehen die Chance, sein Sympathiedefizit mit inhaltlicher und rhetorischer Kompetenz zu überdecken.

Die Unabhängigen

Richard Lugners Kandidatur ist eine Kasperliade. Am ehesten wird der Alt-Baumeister der FPÖ schaden.

Irmgard Griss liegt in den Umfragen hervorragend angesichts der Tatsache, dass sie weder eine Partei hinter sich hat noch in Geld schwimmt wie Frank Stronach und andere politisierende Milliardäre. Griss profitiert von dem immensen Frust über die etablierte Politik und die Regierung. Dennoch glauben viele Beobachter, dass sie diese Stimmung nicht voll wird in Stimmen ummünzen können, weil es ihr an politischem Know-how fehlt. Andererseits: Auch Griss hat die Chance der TV-Bühne. Vielleicht kann sie sie nutzen.

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