Von Caroline Bartos, Michael Hammerl, Elisabeth Hofer und Philipp Hubmer
"Von der geistigen Welt wurde ich beauftragt, bei dieser Wahl anzutreten.“ Oder: „Ich setze mich für die Demokratie ein, und habe bereits über zehn Volksbegehren initiiert.“ Bis zu: „Keiner mehr ist mit der Politik zufrieden“.
Die Intentionen der insgesamt 23 Anwärter für die Hofburg sind durchaus unterschiedlich. Um jedoch tatsächlich zur Wahl antreten zu dürfen, braucht jeder und jede von ihnen 6.000 Unterstützungserklärungen. Dominik Wlazny (alias Marco Pogo) hat das am Freitag bereits geschafft.
Jenen mit einer geringeren Bekanntheit und kleinem Budget ist dies jedoch nicht gewiss. Sie müssen vor allem eines: Menschen dazu bewegen, am Gemeindeamt oder dem Magistrat eine Unterstützungserklärung abzugeben. Eine digitale Möglichkeit gibt es hierfür nämlich nicht – ein Punkt, der von vielen Anwärtern heftig kritisiert wird.
Laut einer aktuellen Umfrage für profil und ATV liegt Alexander Van der Bellen mit 66 Prozent der Stimmen aktuell sehr weit vorne, Rosenkranz (FPÖ) kommt demnach auf 13 Prozent.
Wie also Unterstützer generieren? Der KURIER hat sich angesehen, wie das die 23 Personen, die auf den Wahlzettel wollen, angehen.
Viele von ihnen benutzen die sozialen Medien, allem voran Facebook, um potenzielle Unterstützer auf sie aufmerksam zu machen.
Zusätzliche Veranstaltungen auf der Straße richten nicht alle aus. „Es ist nicht unser Stil, auf der Straße oder vor dem Gemeindeamt Personen anzusprechen. Jetzt ist der Wähler dran“, meint etwa Pensionist Gerhard Kuchta. Er will Präsident werden, um die Verfassung zu ändern.
Auf ganz andere Art sucht das David Packer nach Unterstützern: Am vergangenen Donnerstag bezieht er vor dem Bezirksamt des ersten Bezirks Position. Seine Infomappe fest im Arm haltend, spricht Packer Passanten an: "Habt’s ihr kurz Zeit für Demokratie?“ Nach ein paar missglückten Versuchen kann er einen jungen Mann für sein Vorhaben gewinnen. Nach der Abgabe der Unterstützungserklärung dankt Packer ihm mit einem freundlichen Lächeln, und geht weiter seiner Mission nach.
Heini, Lennon und VdB
Einmal über den Ring, im 8. Bezirk, eröffnet an eben diesem Donnerstag Unternehmer Heinrich (Heini) Staudinger die Unterschriftensammlung für seine Kandidatur. Er geht die Sache professionell an, hat sogar eine Wahlkampfleiterin und einige Wahlwerbe-Artikel. Neben Visitenkarten und Buttons sind auch T-Shirts zu haben, auf denen „Ich bin ein Heini“ steht. Ungefähr 20 Personen sind in einen Büroraum seines „Waldviertler“-Schuhgeschäfts gekommen, um sich anzuhören, warum Staudinger Präsident werden möchte, oder einfach, um ihre Unterstützung kundzutun.
Und „Heini“ holt aus: „Wenn wir so weitermachen, fahren wir an die Wand, und wenn wir blöd tun, fahren wir in den Krieg“, sagt er. Im Gegensatz zum Amtsinhaber werde er nicht schweigen, wenn z. B. Kinder abgeschoben werden. Und: "Es geht um das gute Leben und nicht darum, im Konsum zu verblöden.“ Sein Ziel ist die Stichwahl, erklärt Staudinger, denn dass Amtsinhaber Alexander Van der Bellen auch nach der Wahl wieder Präsident sein wird, daran zweifelt hier kaum einer. Eine Dame ist gar so gerührt, dass sie weinen muss. An der Wand über Staudinger hängen die Textzeilen des John-Lennon-Hits "Imagine“, die Staudinger ins Deutsche übersetzt hat. Ja, er sei vielleicht ein Träumer, aber das Wunder könne gelingen, sagt er.
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