Hinter Zoom steckt ein Ex-Greenpeace-Sprecher
Das Rätselraten war groß: Wer steckt hinter der Rechercheplattform „ Zoom“, die in den vergangenen Tagen mit angeblichen Enthüllungen rund um Ex-Kanzler Kurz Schlagzeilen machte? Der Server des Instituts stand in Panama, den Sitz hatte es in der Schweiz, Kontakt war nur über e-Mail möglich – mehr wusste man vorerst nicht.
Nun dürfte langsam Licht ins Dunkel kommen, denn ein Mitarbeiter des laut eigenen Angaben zehnköpfigen Teams trat am Freitag – nicht ganz freiwillig – an die Öffentlichkeit, nachdem sein Name in Medienberichten erwähnt worden war.
Bitcoin-Unternehmer und Ex-Pressesprecher
Es handelt sich um Florian Schweitzer, einen 37-Jahre alten Österreicher. Einige seiner bisherigen beruflichen Stationen sind bekannt: Er arbeitete unter anderem als Büroleiter des damals fraktionslosen EU-Abgeordneten Martin Ehrenhauser im EU-Parlament, war Pressesprecher von Greenpeace und beschäftigte sich derzeit mit Kryptowährungen.
Schweitzer ist Gründer des Start-ups Shearfields, mit dem er im Bereich der Kryptowährung Bitcoin tätig ist. Er bezeichnet sich selbst als Campaigner, Hacker und „Lobbyist der Guten“.
Die Rechercheplattform Zoom veröffentlichte zuletzt einen Artikel über Sebastian Kurz und dessen angebliche Freundschaft mit dem Wiener Gastronomen Martin Ho. Grundsätzlich nicht weiter verwerflich, wäre nicht angedeutet worden, dass der Ex-Kanzler Drogen konsumiere. Zu diesen Vorwürfen hatte sich der Ex-Kanzler bereits am Donnerstag im Servus-TV-Interview geäußert und von Unterstellung gesprochen. Das sei kein Dementi gewesen, konterte Zoom auf Twitter.
Schweitzer dementiert politische Agenda
Warum das alles? Haben Zoom und Schweitzer eine politische Agenda, ein besonderes Interesse an der Dekonstruktion von Kurz als Politiker? Nein, sagt Schweitzer im Gespräch mit dem KURIER. Zoom sei ein „investigativ-journalistisches Projekt“ und versuche, „alle journalistischen Qualitätskriterien“ einzuhalten. Auch finanziell profitiere er davon nicht, auch gebe es keine externen Geldgeber. „Wir arbeiten alle ehrenamtlich für Zoom und sind vom Ibiza-Skandal überrascht worden.“ Selbst bezeichnet sich Schweizer als Wechselwähler. Er habe keine klare, politische Agenda.
Das Projekt Zoom startete vor zwei Jahren: „In unserem ersten Artikel waren bis jetzt keine strafrechtlich relevanten Vorwürfe“, sagte Schweitzer. Weitere Berichte werden folgen.
Die ÖVP prüft: Auf KURIER-Anfrage hieß es, man sei dabei auszuloten, welche rechtlichen Möglichkeiten es gebe, „gegen solcherlei Gerüchte vorzugehen“. Auch eine Klage sei derzeit nicht ausgeschlossen.
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