Van der Bellens Appell zum Nationalfeiertag: "Zusammenhalt hilft uns jetzt"

NATIONALFEIERTAG: ANGELOBUNG DER REKRUTEN
26. Oktber im Zeichen von Corona: Kurz schließt Lockdown als "Ultima-Maßnahme" nicht aus, Kogler ruft auf, das Vereinsleben zu "unterlassen". Ludwig sieht "Chance auf ein neues Wir"

Statt öffentlicher Leistungsschau des Bundesheeres Corona-Appelle an die Bevölkerung - das ist der Nationalfeiertag 2020.

Alle Spitzenpolitiker - Staatsoberhaupt, Regierungsspitzen, Wiener Bürgermeister - beschören den Zusammenhalt und stimmen die Bevölkerung auf auf die kommenden schwierigen Krisenmonate ein.

Kogler: "Unterlassen Sie Vereinszusammenkünfte"

Den ersten Appell an diesem Feiertag formuliert Vizekanzler Werner Kogler in der Früh nach dem Ministerrat: "Wir haben noch einen schwierigen Herbst und Winter vor uns. Österreich hat schon viel bewältigt, in diesen Tagen heißt Heimatliebe: zusammenhalten."

Bundesheer, Zivildienst-, Sozial- und Umweltorganisationen, Sport- und Kulturvereine machen Österreich "reicher", so Kogler, aber im Moment müsse er es gerade heraus sagen: "Unterlassen Sie die Vereinszusammenkünfte, begegnen Sie Corona-Leugnern, auch das gehört dazu. Bleiben Sie optimistisch, achtsam und gesund."

Kurz: Lockdown als "Ultima-Maßnahme"

Bundeskanzler Sebastian Kurz wiederholt nach dem Ministerrat seine dringenden Appelle, die Sozialkontakte zu reduzieren. "Die Lage ist sehr, sehr ernst", sagt Kurz. Wie kein Land der Welt werde auch die Republik Österreich "nicht zulassen, dass die intensivmedizinische Versorgung überfordert wird". Daher sei ein Lockdown als "ultima Maßnahme" nicht ausgeschlossen.

Festakt beim Burgtor

Nach dem Ministerrat begeben sich Kanzler und Vizekanzler zur Kranzniederlegung auf den Heldenplatz. Im Zuge des Festakts werden nie neuen Rekruten angelobt. Hunderte hätten eigentlich angelobt werden sollen, wegen der Pandemie wurden nru einige zu dem Festakt zugelassen.

Ludwig: "Ich sehe die Chance, zu einem neuen Wir"

Erster Redner bei dem Festakt ist Bürgermeister Michael Ludwig. "Wir halten räumliche Distanz, nicht soziale Distanz", sagt Ludwig. Österreich sei immer am stärksten gewesen, wenn die Menschen zusammengehalten haben. "Ich sehe die Chance, zu einem neuen Wir, dass wir uns auf die Grundsätze unseres Landes konzentrieren und das Gemeinsame in den Vordergrund rücken."

Tanner: Gegen Corona muss die Bevölkerung mitkämpfen

Dann ist Klaudia Tanner, erste Frau an der Spitze des Verteidigungsressorts, an der Reihe. Sie lobt die Leistungen des Heeres im Kampf gegen die Pandemie. "Unser Heer wird immer für uns da sein", sagt Tanner. Aber das Heer könne den Sieg gegen den unsichtbaren Feind nicht erringen, wenn nicht die gesamte Bevölkerung mitmache und die Maßnahmen gegen Corona mittrage.

Man müsse das Bundesheer "neu denken", es gehe nicht mehr nur darum, das Land mit der Waffe zu verteidigen, sondern die Bevölkerung zu schützen: bei Terror, Naturkatastrophen, im Fall eines Blackouts oder gegen Cyberangriffe. Der Grundwehrdienst werde "einer großen Qualitätssteigerung unterzogen werden".

Kurz: Schicksale und wirtschaftliches Drama

Kurz geht in seiner Rede auf Schicksale hinter der Krise ein. "Wir wissen alle, dass Social Distancing der richtige Weg ist,um Ansteckungen zu vermeiden.Für ältere Menschen bedeutet das aber oft,dass sie nur noch eingeschränkt besucht werden können oder ihre Enkelkinder nicht mehr in den Arm nehmen dürfen", sagt Kurz.

Auch wirtschaftlich ist sei Situation "ein Drama". Der für Österreich so wichtige Tourismus sei stark betroffen. Koch, Kellner, Rezeptionisten - "wenn der Betrieb zubleibt, dann bedeutet das Arbeitslosigkeit und Bedrohung der Existenz für ganze Regionen".

Kurz an Corona-Gegner: "Ich will auch keine Maske tragen"

Eine lange Passage seiner Rede widmet Kurz der steigenden Zahl von Corona-Leugnern: "Unweit von hier werden heute wieder Corona-Gegner demonstrieren und zum gemeinsamen Maskenverbrennen aufrufen. Es gibt mittlerweile viele, die erschöpft sind, die von Corona nichts mehr hören können, und die einfach nicht mehr wollen. Und Ihnen möchte ich als Staatsbürger sagen: Ich verstehe das. Auch ich möchte keine Maske tragen müssen, keine Einschränkungen erdulden und Feste feiern, wenn es mir gerade passt. Aber als Regierungschef ist es nicht meine Aufgabe, Ihnen zu sagen, was Sie hören wollen, sondern Ihnen eine ehrliche Erläuterung zu geben. Und daher muss ich Ihnen leider sagen: Es ist alternativlos. Wir werden noch viele Monate mit dem Virus leben müssen. Wir werden zusammenhalten müssen."

Van der Bellen: "Zusammenhalt hilft uns jetzt"

Als letzter - und hochrangigster Redner - spricht Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Wir sitzen alle in einem Boot auf unruhiger See. Jene, die am Rande des Boots sitzen, sind stärker betroffen als die, die einen Platz in der Mitte haben. Solange es keinen Impfstoff gibt, ist das beste Rezept gegen die Pandemie - neben der Beachtung der Regeln - der Zusammenhalt, das Aufeinanderschauen, das gegenseite Helfen. Das sind sehr österreichische Eigenschaften - die helfen uns jetzt."

Kommentare