Hercules im Abschiebe-Test: Langsame, laute Minister-Reise

Doszkozil mit Soldaten: Gute Stimmung im Flieger
Doskozil testete Heeresflugzeug. Der KURIER war dabei.

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil wollte es genau wissen, ob man mit den Hercules-Transportmaschinen des Bundesheeres auf menschenwürdige Art Personen ohne Aufenthaltsrecht in Österreich transportieren kann. Eine Frage, die nach dem Angebot des Heeres, Abschiebeflüge durchzuführen, im Raum steht. Deshalb machte er den Selbstversuch und nutzte für seinen Besuch im Libanon die Transportmaschine. Der KURIER war dabei.

Doskozil hätte die 2247,73 Kilometer lange Flugstrecke bequemer mit einer Linienmaschine zurücklegen können. Mittwoch wartete auf ihn am Flughafen Wien-Schwechat jedoch die Hercules, die mit ihrer Reisegeschwindigkeit von 540 km/h gegenüber den Zivilmaschinen eine vergleichsweise "lahme Ente" ist. Außerdem sollte es drinnen sehr laut werden.

Die Maschine war voll geräumt mit Versorgungsgütern für die österreichischen UNIFIL-Soldaten im Libanon. Vorne waren ein paar Fallschirmjäger-Sitze für den Minister, seine Delegation und einige Journalisten freigehalten.

Die Sicherheitsbelehrung machte keine nette Stewardess, sondern ein martialischer Lademeister. Und der gab knappe, militärische Anweisungen. Nach dem Erreichen der Flughöhe könne man sich frei bewegen. Aber: "Keine Hebel ziehen, keine Knöpfe drücken und keine Türen öffnen." Der ausgeteilte Gehörschutz sei wegen der Geräuschkulisse von 106 Dezibel – das ist knapp an der Schmerzgrenze – auf jeden Fall einzusetzen. Und wer auf die Toilette will, muss vorher fragen. "Die Nutzung bedarf einer vorherigen Einweisung." Es handelt sich um ein provisorisch montiertes Camping-Klo, das den Charme eines Schleudersitzes ausstrahlt. Während der viereinhalbstündigen Flugzeit hat es niemand gebraucht.

Der erste, der den befohlenen Gehörschutz nach dem Start entfernte, war der Minister selbst. Denn man hört gar nichts mit dem Gehörschutz. Und das missfällt dem kommunikativen Doskozil sehr. Und wie sich zeigte, ist Gespräche zu führen auch in der Hercules möglich.

Gute Stimmung

Die Sitzordnung löste sich auf, es entstand sogar eine heitere Stimmung. Beirut war schneller da, als man meinte.

Und am Ende waren sich alle einig – in der Hercules reist es sich besser als gedacht.

Fazit der Testflieger: Abschiebungen wären mit den großen Heeres-Transportmaschinen also durchaus möglich.

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