Udo Jürgens, natürlich. Franz Klammer – natürlich. Dazu Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama. Und jetzt Heidi Goëss-Horten.
Die Liste der Träger des Kärntner Landesordens in Gold ist seit Freitag um eine schillernde Persönlichkeit reicher. (Jörg Haider trug ihn natürlich auch, aber das zählt nur halb, weil jeder Kärntner Landeshauptmann den Orden am Tag seiner Wahl erhält. Er hätte ihn aber bestimmt auch so bekommen.)
Flankiert von ihrem dritten Mann, Karl Anton Goëss, genannt „Kari“, und SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser nahm die „Gräfin“, wie sie seit der Heirat mit dem Grafen von Goëss vor vier Jahren dem Vernehmen nach genannt werden will, die Auszeichnung entgegen. Stilecht im Spiegelsaal der Kärntner Landesregierung, oben ein gigantischer Luster, unten ein ebenso gigantischer Perserteppich, musikalisch umrahmt von einem – Sie erraten es – Kärntner Chor.
Ob der rote Hosenanzug Goëss-Hortens der Parteifarbe des Gastgebers Kaiser geschuldet war, blieb leider ein Geheimnis – die Geehrte zog es vor, keine Journalistenfragen zu beantworten.
Spenden und Orden
Was sich hingegen einfach beantworten lässt, ist die Frage nach Goëss-Hortens Qualifikation für die höchste Auszeichnung, die das Land Kärnten zu vergeben hat.
Es sind: Spenden.
Nicht die ins Gerede gekommenen Spenden an Parteien, die Frau Goëss-Horten auch geleistet hat. So an die ÖVP, 931.000 Euro in den letzten eineinhalb Jahren, aufgeteilt in Tranchen zu je 49.000 Euro, damit sie nicht vom Rechnungshof veröffentlicht werden.
Nein, die Art von Spenden, die gemeinhin als karitativ bezeichnet werden.
So gab Goëss-Horten Millionen für den Tierschutz und spendierte Kärntner Krankenhäusern zahlreiche moderne Geräte, deren Anschaffung „ohne Unterstützung der Stiftung nicht möglich gewesen wäre“, wie Kaiser in seiner Laudatio betonte. Und sie ist eine bekannte Kunstmäzenin, die bildende Kunst genauso fördert wie Volkskultur.
Hockey Country
Vor allem aber sponsert sie den KAC. Die Eishockey-Sektion des Klagenfurter Athletiksport Clubs ist der sportliche Stolz Klagenfurts und halb Kärntens. Die andere Hälfte hängt dem Lokalrivalen Villacher Sportverein, kurz: VSV, an, das hat aber in jüngerer Vergangenheit weniger mit Stolz als mit Leiden zu tun.
Der KAC ist der unumstritten erfolgreichste Eishockeyclub des Landes. Das Team hat in der vergangenen Saison zum 31. Mal den österreichischen Meistertitel geholt und genießt aufgrund des daraus resultierenden, selbstbewussten Auftretens seines Anhangs im Rest des Landes in etwa dieselben Sympathiewerte wie der FC Bayern außerhalb Münchens.
Heidi Horten bekommt Kärntner Landesorden
Im eishockey-verrückten Klagenfurt juckt das freilich niemanden. Und Heidi Goëss-Horten, seit 2010 Ehrenpräsidentin des Vereins, ermöglicht mit ihrer großzügigen Unterstützung, dass der KAC auch weiterhin um Titel mitspielen kann, und das schon seit den frühen Neunzigern. Denn Sponsorensuche ist im strukturschwachen Kärnten kein Zuckerschlecken.
Geld für die Jugend
Zahlen werden keine genannt, aber es soll ein signifikanter Teil des Budgets sein, der aus Goëss-Hortens Privatschatulle kommt.
So sei etwa die jährlich eine Million Euro teure, professionelle Nachwuchsförderung ohne die Zuwendungen der Mäzenin in dieser Form nicht möglich. Für diese Unterstützung schulde man ihr „sehr großen Dank“, sagt Oliver Pilloni zum KURIER.
Der General Manager des KAC hält laufenden Kontakt zur Gönnerin seines Arbeitgebers und er war es auch, der sie für den Orden vorschlug. „Voriges Jahr konnte sie nicht zum Finale kommen, weil sie aufgeregter war als die Spieler“, erzählt Pilloni. Und zeigt damit eine Seite Goëss-Hortens auf, die vielen anderen verborgen bleibt.
In Klagenfurt gilt sie aufgrund ihres abgeschotteten Lebensstils als abgehoben, auch wenn ihr soziales Engagement respektiert wird.
Seit Jahrzehnten residiert Goëss-Horten streng bewacht im früheren Schloss Sekirn, in dem übrigens auch einmal der junge John F. Kennedy ein paar Tage verbrachte. Umgeben von einem meterhohen Zaun, bewacht von zahlreichen Kameras und beschützt von Leibwächtern lebt Goëss-Horten zurückgezogen – manche meinen einsam – am Südufer des Wörthersees.
Titel findet Mittel
Auch über ihre Hochzeit mit Karl Goëss wurde und wird getuschelt. „Titel findet Mittel“, lautet einer der Kommentare über die Verbindung aus altem Adel und neuem Geld-Adel. Und auch wenn man ihr die Verleihung des Landesordens nicht missgönnt, fragen sich manche, ob es nicht besser geeignete Kandidaten gegeben hätte.
Dieser Meinung sind die Aktivisten der kapitalismuskritischen Partei „Wandel“, die vor der Landesregierung demonstrierten. „Adel gibt’s nicht mehr. Das heißt jetzt Oligarchin“, steht auf dem Transparent zu lesen. Wofür sie extra aus Wien angereist sind? „Um dagegen zu protestieren, dass Menschen das politische System aufkaufen.“
Das sieht der Hausherr differenzierter. Er unterscheide „zwischen sozialem, künstlerischem, sportlichem Engagement für die Menschen in einem Land und der politischen Gesinnung sowie Spenden“, stellte Peter Kaiser klar. Er ist übrigens KAC-Fan.
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