Häupl macht weiter, kommt seinen Kritikern aber entgegen
Im Ringen um die Zukunft der SPÖ und seine eigene Nachfolge hat Michael Häupl noch einmal Zeit gewonnen. Anders als von seinen parteiinternen Kritikern gefordert, wird er sich vorerst nicht als SPÖ-Parteichef zurückziehen: "Ich werde beim Landesparteitag am 29. April als Parteivorsitzender antreten. Eine Ämtertrennung kommt für mich nicht in Frage", betonte Häupl Mittwochabend nach einem rund zweistündigen Gespräch mit den Parteirebellen.
Das mit Spannung erwartete Treffen von rund 20 Genossen, bei dem unter anderem Vertreter von neun Bezirken anwesend waren, fand nicht im Rathaus statt, sondern pikanterweise wenige hundert Meter weiter im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Ihn würden viele der Häupl-Kritiker gerne als dessen Nachfolger sehen.
Häupl sprach nach der Sitzung von einem "guten, sehr respektvollen Gespräch – im Gegensatz zu manchen Äußerungen, die zuletzt in den Medien gefallen sind." Gegenüber der zentralen Forderung seiner Kritiker blieb er aber hart: "Auf Wunsch des Bundesparteivorsitzenden und im Einklang mit ihm werde ich ihn bei der Nationalratswahl unterstützen", betonte Häupl. Das gehe nur mit einer geeinten Partei. Und mit einer Trennung von Parteivorsitz und Bürgermeisteramt wär dies nicht möglich. Allerdings: "Nach der Wahl (spätestens im Herbst 2018, Anm.) können wir über alles reden", kündigte Häupl an.
Zugehen auf Ludwig
Wer Nachfolger des Bürgermeisters werden könnte, bleibt somit – zumindest nach außen hin – weiterhin offen. Die betont moderaten Töne nach der Sitzung aus dem Lager der Kritiker geben aber Hinweise, wohin die Reise gehen könnte: "Allein schon, dass das Gespräch im Ludwig-Büro stattgefunden hat, zeigt, dass Häupl ihm entgegengekommen ist", sagt Ex-Landesparteisekretär Christian Deutsch, zuletzt einer der schärfsten Häupl-Kritiker (siehe auch rechts). "Nach den offenen Debatten im Vorfeld hat er ihm seine Unterstützung zugesichert."
"Es gibt jetzt eine Perspektive, dass die Nachfolge nach der Nationalratswahl geregelt wird", sagt auch Simmerings Bezirksparteichef Harald Troch. "Wichtig war, dass Häupl seine Werstschätzung für Ludwig ausgedrückt hat." Immerhin sei der Wohnbaustadtrat der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge.
Dieser zeigte sich am Mittwochabend auch erfreut über das Entgegenkommen Häupls. "Das ist sehr gut angekommen", sagt Ludwig. "Dem Bürgermeister ist bewusst geworden, dass der Kreis, der sich getroffen hat, einen großen Teil der Partei darstellt." Für die Neuaufstellung der Partei ist für Ludwig vor allem der Zeithorizont 2020 wichtig, wenn die nächsten Wiener Gemeinderatswahlen stattfinden.
Parteitag
In den nächsten Tagen steht aber die Vorbereitung auf den Landesparteitag am 29. April im Vordergrund. Mit einer Streichorgie unzufriedener Genossen gegen ihn rechnet Häupl dabei nicht: "Das glaube ich nicht und das hoffe ich nicht", betonte er. Schließlich würden 90 Prozent der Genossen keinen Konflikt wollen, ist er überzeugt.
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