Großes G’riss um gute Plätze im Grünen

Steinhauser, Felipe und Lunacek
Am Sonntag wird bei der Öko-Partei um die Fixplätze im Parlament gerungen. Mögliches Spitzen-Duell: Pilz gegen Korun.

Eigentlich will Peter Pilz jetzt gar nichts sagen, nicht vor dem Sonntag. Da ist nämlich Bundeskongress, und es schickt sich nicht, vorab in Interviews groß aufzuzeigen – niemand weiß das besser als Pilz, Gründungsmitglied und grüner Mandatar der ersten Stunde. Der seit 1986 im Parlament sitzende Steirer lässt sich dann doch einen Satz entlocken: "Wo ich kandidiere, wird wirklich gewählt."

Wirklich wählen: Das trifft, wie noch später zu zeigen ist, auf Pilz im Besonderen, aber auch auf den Bundeskongress als Ganzes zu.

Denn tatsächlich werden bei den Grünen die Listenplätze nicht bestätigt, sondern vor Ort vergeben – mit all den mehr oder weniger angenehmen Überraschungen.

Als etwa vor zwei Wochen die Wiener Landespartei ihre Mandatsreihung für die Nationalratswahl fixierte, musste sich der langjährige Kultursprecher Wolfgang Zinggl dem Gewerkschafter Markus Koza geschlagen geben und rutschte auf einen aussichtslosen Platz.

Zurück zum Bundeskongress: Hier stehen de facto nur zwei Bewerber außer Streit, und das sind die neue Parteichefin Ingrid Felipe und Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek.

Beide müssen nicht um ein gutes Ergebnis zittern, insbesondere Lunacek wird intern hoch angerechnet, dass sie sich nach dem Abgang Eva Glawischnigs in den Dienst der Partei gestellt und ihr Herzensprojekt Brüssel gegen die Spitzenkandidatur getauscht hat.

Damit hat es sich aber mit den vorhersehbaren Entscheidungen.

G’riss um die Plätze

Denn abgesehen von Lunacek auf Platz 1 gibt es um die restlichen Plätze der Bundesliste (beim letzten Mal kamen die ersten neun ins Parlament) ein "G’riss". Nehmen wir zum Beispiel Platz 3: Um den bewirbt sich Christiane Brunner, bisher Umweltsprecherin. Auch Integrationssprecherin Alev Korun will den Platz – das Integrationsthema müsse auf der Bundesliste sichtbar sein, sagt sie zum KURIER. Der Verliererin der Stichwahl bliebe der nächste Platz. Hier wartet aber ein "Veteran": Peter Pilz hat intern deponiert, dass für ihn "all-in" gilt: Entweder er ist auf 4, oder er geht in Pension. – Enttäuschungen sind damit programmiert.Nebenbei stellt sich für die Öko-Partei die Frage der inhaltlichen und personellen Ausrichtung: Umwelt, Soziales, Menschenrechte und Kontrolle sind die Schlagwörter, mit denen die Grünen laut neuer Führung werben. Die personelle Konstellation, mit der das gelingen soll, ist im Vergleich zu den vergangenen Jahren jedenfalls ungewöhnlich: Während in der Ära Glawischnig die drei wichtigsten bundespolitischen Funktionen – Spitzenkandidatur, Bundessprecher und Klubobmannschaft – an einer Person hingen, teilen sich jetzt drei Personen die Verantwortung. "Wir sind ein perfektes Team, es gibt keine Konkurrenz, sondern Arbeitsteilung", sagt Neo-Klubchef Albert Steinhauser über die Arbeit mit Felipe und Lunacek.

Das dürfte derzeit auch so sein. Aus den Landesparteien hört man nur Gutes, was wohl auch daran liegt, dass alle beteiligten wissen: Irritationen, wie zuletzt um die Parteijugend, kosten Sympathien – und zwar messbar. Zugleich wissen die Ökos, dass personelle Aufstellung und Themen nur bis zum Wahltag halten. "Alles steht und fällt mit dem 15. Oktober", sagt ein Landesparteichef. "Wenn wir abschmieren, ist überhaupt nichts sicher." Nicht einmal, dass Ulrike Lunacek Klubobfrau wird? "Nicht einmal das."

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