Aus Sicht der Volkspartei und auch des ÖVP-nahen Seniorenbundes würde das Modell nicht nur eine finanzielle Wertschätzung gegenüber der älteren Generation darstellen, sondern auch als zusätzliches freiwilliges Angebot für Familien funktionieren.
Die Frage ist nur: Würde das in der Praxis funktionieren? Und was sind die Tücken daran?
Durchwachsene Analyse
Der KURIER hat mit Andrea Leitner, Karenz-Expertin am Institut für Höhere Studien (IHS), gesprochen. Und ihre Analyse fällt durchwachsen aus.
Ein Knackpunkt bei der Großeltern-Karenz besteht darin, dass der Begriff für sich genommen schon irreführend ist. "Die Geschlechterrollen sind in Österreich immer noch klar aufgeteilt. Laut allen einschlägigen Daten und Studien ist Kinderbetreuung nach wie vor klar Frauensache", sagt Leitner zum KURIER. Und daher müsse man wohl eher von einer "Großmütter"- als einer Großeltern-Karenz sprechen.
Wesentlich sei zudem die Frage des Wohnorts.
"Damit dieses Modell funktioniert, muss zwischen Eltern und Großeltern eine starke örtliche Nähe gegeben sein. Denn es geht ja darum, dass Großeltern dauerhaft und über einen längeren Zeitraum für die Kinderbetreuung zuständig sind", sagt Leitner. Sobald Eltern und Großeltern in größerer Distanz wohnen, werde das schwierig.
Pensionsanspruch
Die beiden größten Hürden sieht Leitner freilich woanders, nämlich: Beim Pensionsanspruch und der Frage, wie Arbeitgeber die Großeltern-Karenz aufnehmen.
"In der Regel verdient man im höheren Alter mehr, man zahlt demnach mehr ins eigene Pensionskonto ein."
Wenn arbeitende Großeltern ihre Berufstätigkeit für eine Karenz unterbrechen, sei das mit Pensionsverlusten verbunden. "Das macht die Karenz für diese Menschen eher unattraktiv."
Hinzu kommt die Frage, wie das Unternehmen die Karenz von arbeitenden Großeltern aufnimmt: "Geht man im höheren Alter noch einmal in Karenz, verstehen das Arbeitgeber mitunter als Signal dafür, dass man andere Prioritäten außerhalb des Jobs hat. Das macht den Wieder-Einstieg umso schwieriger", sagt Leitner.
Auf der Haben-Seite steht für die Expertin bei dem Modell, dass eine Karenz-Leistung jedenfalls eine finanzielle Anerkennung der Großeltern wäre. Und es würde Eltern so lange entlasten, so lange es in Österreich keine flächendeckend einheitliche Qualität bei den Kinderbetreuungsplätzen gibt.
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