Getrennte ÖVP-Zwillinge: Einer für VdB, einer für Hofer

Stefan Schmuckenschlager, Bürgermeister von Klosterneuburg, wählt VdB.
Die Gebrüder Schmuckenschlager "diskutieren, streiten aber nicht".

Stefan und Johannes Schmuckenschlager, beide geboren am 20. September 1978, beide ÖVP. Der Großvater Gemeinderat, der Vater Stadtrat. Eines trennt sie: Stefan wählt Van der Bellen. Johannes wählt Hofer.

Während die unterschiedlichen Ansichten, wer der bessere Bundespräsident wäre, in der ÖVP für eine handfeste Krise gesorgt haben, hänge der Haussegen in der Familie Schmuckenschlager noch recht gerade, betont Bruder Stefan gegenüber dem KURIER: "Wir diskutieren, aber wir streiten nicht." Es sei "normal", als Politiker Position zu beziehen. Zu seinem Bruder äußert er sich nicht näher.

Stefan ist Bürgermeister in Klosterneuburg und Teil einer überparteilichen Initiative für Alexander Van der Bellen. Dazu erklärt er: "Für ihn spricht unter anderem, dass er bereits aus dem politischen Leben ausgeschieden ist und damit unabhängiger agieren kann als Hofer."

Familieninterne Diskussion

Getrennte ÖVP-Zwillinge: Einer für VdB, einer für Hofer
BILD zu OTS0050 - Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager bei seiner Ansprache.
Johannes, der für die ÖVP im Nationalrat sitzt, sieht das anders und nennt "Unabhängigkeit" als Stichwort, weshalb er Norbert Hofer wählen wird: "Von Van der Bellen wissen wir, dass er nicht unabhängig ist, weil seine Frau im grünen Klub arbeitet. Und er war für die Sanktionen gegen Schwarz-Blau (in der Regierung Schüssel 2000 bis 2006, Anm.). Dieses Demokratieverständnis teile ich nicht", richtete er der ZiB2 schriftlich aus. Dem KURIER stand er am Montag nicht für weitere Fragen zur Verfügung.

Das Thema wird die Familie Schmuckenschlager noch einige Zeit beschäftigen, weiß ein Freund der Familie. "Viele waren geschockt, da wird er noch einiges erklären müssen", sagt dieser zum KURIER. Grundsätzlich stünden die beiden aber nicht in Opposition: "Sie sind sich politisch meistens einig, außer vielleicht bei kommunalen Themen – zuletzt beim Bau eines Golfplatzes."

Johannes sei "ein Eitzerl konservativer" als sein Bruder Stefan; das erkläre sich durch dessen Werdegang: Neben seiner Tätigkeit als Nationalratsabgeordneter ist der 38-Jährige Winzer und Heurigenwirt. Von der nö. Bauernbund-Jugend stieg er rasch zum Vizepräsidenten des Österreichischen Bauernbundes auf – diese Funktion hat er seit 2009. Der Wind könnte tatsächlich vom Bauernbund her wehen, hat sich doch auch der ehemalige Präsident, Fritz Grillitsch, für Hofer ausgesprochen.

Gunst der Ortschefs

Norbert Hofer versucht jetzt ebenfalls, die Bürgermeister für sich zu gewinnen: In einem Schreiben bedankt er sich bei den Chefs jener 1764 Gemeinden, in denen er bei der aufgehobenen Stichwahl mehr als 50 Prozent der Stimmen erreicht hat. Und er warnt vor seinem Kontrahenten: Van der Bellen würde die Bundesregierung bei ihrem "Anschlag auf die Gemeinden" in der Flüchtlingspolitik unterstützen und sei "kein vertrauenswürdiger Partner".

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