Wird der Hausarzt zum Auslaufmodell?

Wird der Hausarzt zum Auslaufmodell?
Gruppenpraxen kommen. Kammer warnt vor Ende der freien Arztwahl.

Nicht Ärzte, sondern Krankenschwestern übernehmen mitunter Diagnosen; und anstatt als Patient immer vom selben, vom gewohnten "Hausarzt" behandelt zu werden, wechseln die Betreuer – je nach Zeit und Wochentag. Es sind aus Patienten-Sicht eher gewöhnungsbedürftige Vorschläge, die ein am Freitag dem KURIER zugespieltes Positionspapier aus dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger zumindest nahelegt.

In der vom 2. Juni stammenden Unterlage halten Hauptverband und Ministerium fest, wie sie die "Primärversorgung" in Österreich künftig regeln wollen. Im Wesentlichen verständigen sich die Partner darauf, dass die niedergelassenen Ärzte künftig vorzugsweise in "Primärversorgungszentren", kurz PV, arbeiten – im Team mit anderen Experten (Krankenschwestern, Physiotherapeuten, etc). Und tatsächlich heißt es in der Unterlage zum Beispiel, dass die "Erstdiagnostik" in den PV durch "verschiedene Gesundheitsberufe" – also nicht nur durch Ärzte – erfolgen kann.

Ministerium: Mehr Zeit für Gespräch

Die Ärztekammer empfindet das Papier nicht zuletzt deshalb als Provokation. "Die Gesundheitspolitik bereitet sich entschlossen vor, die niedergelassenen Ärzte und die freie Arztwahl abzuschaffen", sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Kammer zum KURIER.

Im Gesundheitsministerium kalmiert man. Das Papier sei nur ein "Arbeitsentwurf", der, so Sektionschef Clemens-Martin Auer, aus der Feder von "Technokraten" stamme und offenbar missverständliche und jedenfalls zu korrigierenden Formulierungen enthalte.

Im Hauptverband versichert man gegenüber dem KURIER, es gehe nicht um Schwächung, sondern um die Aufwertung der Allgemeinmediziner. "Die Ärzte sollen in den Versorgungszentren für das freigespielt werden, wofür sie ausgebildet wurden", so ein Sprecher. Konkret heiße das: Verbandswechsel oder das Messen des Blutdrucks könnten Krankenschwestern übernehmen. "Damit der Arzt mehr Zeit für das Patientengespräch hat."

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