Rassismus in Österreich: "Tief in der Gesellschaft verankert"

Rassismus in Österreich: "Tief in der Gesellschaft verankert"
Der Komponist Georg Friedrich Haas und seine Frau Mollena über Polizeigewalt in den USA und Diskriminierung in seiner Heimat

Der Österreicher Georg Friedrich Haas zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. Seine Werke werden weltweit gespielt, insbesondere seine abendfüllende Komposition „in vain“ für Kammerorchester. Allein in der kommenden Saison werden fünf verschiedene Opern von ihm inszeniert werden – sowie ein neues Ballett an der Staatsoper in Berlin. „Hyena“, in Kooperation mit seiner Frau Mollena Lee Williams-Haas entstanden, wurde gerade verfilmt, mit Mollena als Protagonistin. Gemeinsam mit ihr unterstützt Haas, der an der Columbia University New York Professor für Komposition ist, auch das Black Voices Volksbegehren in Österreich gegen Rassismus. Das große Interview.

KURIER: Sie sind beide sehr politische Künstler. Wie haben Sie die Situation in den USA nach dem Schuldspruch gegen den Mörder von George Floyd und dem nunmehr feststehenden Strafausmaß von 22 Jahren Haft für den Polizisten erlebt?

Mollena Williams-Haas: Am selben Tag, an dem der Schuldspruch verkündet wurde, wurde schon wieder eine schwarze Person von der Polizei ermordet. Und seither noch viele.

Georg Friedrich Haas: Und selbst wenn Polizisten verurteilt werden – im Gefängnis landen sie nur selten.

Mollena Williams-Haas: Das Justizsystem ist dafür verantwortlich, dass überproportional viele Schwarze in Gefängnissen sitzen – auch wenn sie unschuldig sind. Die Gefängnisse sind voll mit unschuldigen Menschen, nur weil diese schwarz sind.

Georg Friedrich Haas: Wir leben in New York. Es ist wie in jeder Großstadt: Wenn ich in der Nacht alleine durch eine einsame Straße gehe, habe ich Angst vor Kriminellen. Wenn aber meine Frau nachts alleine durch die Straßen New Yorks geht, muss sie sich zusätzlich wegen ihrer Hautfarbe vor der Polizei fürchten.

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