Ganztagsschule: Suche nach Betreuungspersonal schwierig

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Lehrer und Betreuungspersonal an den Schulen sollten von einer Stelle koordiniert werden, sagt Mödlhammer. Auch das Ministerium sieht Handlungsbedarf.

Die Gemeinden wollen nicht mehr für das Betreuungspersonal an ganztägigen Schulformen verantwortlich sein. Es wäre sinnvoll, wenn Lehrer und Betreuungspersonal an den Schulen von einer Stelle koordiniert würden, so Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer (ÖVP) im Ö1-Morgenjournal.

Teilzeitjob zu "unattraktiven Zeiten"

Als Schulerhalter sind die Gemeinden neben den Gebäuden auch für das nichtpädagogische Personal an den Schulen wie etwa Schulwart, Reinigungskräfte oder Freizeitbetreuer zuständig. Man habe aber oft Schwierigkeiten, genügend Betreuer einzustellen, argumentierte Mödlhammer. Es handle sich um einen Teilzeitjob, der zu "unattraktiven Zeiten" ausgeübt werden müsse.

Mödlhammer will Pädagogen heranziehen

Der Gemeindebund-Chef schlägt daher vor, dafür auch Pädagogen heranzuziehen oder aus einem zentralen Topf mit Junglehrern und Freizeitpersonal zu schöpfen. Die von der Regierung zugesagten 750 Mio. Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen begrüßte Mödlhammer: Allerdings werde es schwierig, das Modell umzusetzen, da das Geld nur einmalig gewährt werde bzw. als Anschubfinanzierung diene. Die Gemeinden könnten daher auf den Kosten längerfristig sitzenbleiben.

Ministerium sieht Handlungsbedarf

Auch im Bildungsministerium sieht man "Handlungsbedarf" beim Betreuungspersonal an ganztägigen Schulformen. "Uns ist die Problematik bewusst", hieß es am Montag. Die Gemeinden wollen die Verantwortung für die Betreuer abgeben und plädieren dafür, diese gemeinsam mit den Lehrern zu verwalten.

ÖVP-Staatssekretär Harald Mahrer hält das in einer der APA übermittelten Stellungnahme ebenfalls für sinnvoll: "Es wäre natürlich klug, wenn das gesamte Personal, das an Schulen tätig ist, über die neuen Bildungsdirektionen verwaltet wird, damit es den Bedürfnissen vor Ort entsprechend bestmöglich eingesetzt werden kann." Allerdings sei diese Frage aufgrund der Auswirkungen auf den Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern zu verhandeln.

Bedeckt hielt sich Mahrer zum von SPÖ-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid vorgelegten Vorschlag zur Verteilung der 750 Mio. Euro für den Ausbau der Ganztagsschulen. Skeptisch ist er aber offenbar beim darin enthaltenen "Innovationsbonus" für Ganztagsschulen, die auf die verschränkte Form umstellen. "Wir wollen keine Bevorzugung für ein bestimmtes Modell der ganztägigen Betreuung. Wir setzen auf Schulautonomie. Die Bedürfnisse der Kinder und Eltern vor Ort müssen im Mittelpunkt stehen, die Wahlfreiheit muss gewahrt bleiben. Auch, weil es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür gibt, dass die verschränkte Form der Ganztagsschule per se unabhängig von der regionalen Situation zu besseren Ergebnissen führt." Die konkrete Ausgestaltung werde man aber "am Verhandlungstisch und nicht über Medien klären".

Unterstützung für den Gemeindebund-Vorschlag kommt von den Grünen. "Die Gelegenheit zur Beseitigung des Kompetenz-Wirr-Warrs im Schulbereich ist da, hoffentlich gilt das auch für den notwendigen Willen", so Bildungssprecher Harald Walser in einer Aussendung. "Wenn alle pädagogischen Ressourcen aus einer Hand kommen, können die Schulen sie flexibler und entsprechend ihren jeweiligen Bedürfnissen einsetzen. Das würde die Schulautonomie deutlich stärken."

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