Franz Fiedlers Wunschliste für die neue Rechnungshof-Präsidentin

Der frühere Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler
Der frühere Rechnungshofpräsident begrüßt das offizielle Hearing, und wünscht sich, dass Margit Kraker das Betriebsklima verbessert.

War die Kür von Margit Kraker zur Rechnungshofpräsidentin eine Polit-Posse? Und was erwartet die Steirerin jetzt im neuen Job?

Für Franz Fiedler, den Korruptionsexperten und früheren Rechnungshofpräsidenten, steht eines jedenfalls außer Frage: "Es hat sich bei mehreren Kandidaten gezeigt, dass sie für das Amt jedenfalls geeignet sind."

Fiedler begrüßt, dass es diesmal ein Hearing gab: "Die Medien konnten sich so ein genaues Bild der Bewerber machen, ich halte das für extrem sinnvoll."

Die veröffentlichte Bewertung – Sektionschef Gerhard Steger soll bei der Präsentation alle Kandidaten an die Wand gespielt haben – will Fiedler zwar nicht kommentieren ("Das wäre unseriös, ich war ja nicht dabei"). Eines hält er gegenüber dem KURIER aber sehr wohl fest: "Ich kenne und schätze sowohl Margit Kraker wie Gerhard Steger. Beide sind mit den realen Verhältnissen im Parlament bestens vertraut und das ist ein wesentliches Kriterium, um den Rechnungshof zu führen."

Die drängenden Fragen

Womit wir bei den Herausforderungen im neuen Job wären. Was muss Kraker als neue Chefin angehen? Was sind drängende Fragen?

Für Fiedler stehen zunächst einmal die Prüfberichte zur Disposition: "Die Berichte sollten aussagekräftiger und akzentuierter werden. Diesbezüglich besteht noch Luft nach oben." Laut Fiedler wurden die Prüfberichte in der letzten Amtsperiode deutlich länger und nicht unbedingt leichter zu lesen. "Bei manchem Mandatar stößt das auf begrenzte Gegenliebe."

Franz Fiedlers Wunschliste für die neue Rechnungshof-Präsidentin
Interview mit dem ehemaligen Rechnungshof-Präsidenten und Sprecher der Antikorruptions-Plattform Transparency International Franz Fiedler am 14.01.2016 in Wien.
Extrem wichtig ist für Fiedler, dass sich das interne Betriebsklima bessert.

Motivation

Wie berichtet, sind die Rechnungshofmitarbeiter insofern unzufrieden, als Vorschläge und Ideen intern nur wenig zu gelten scheinen. "Egal, ob Josef Moser dafür verantwortlich war oder nicht: Man muss sich um diese Unzufriedenheit kümmern", sagt Fiedler. "Wie in jedem Betrieb ist die Motivation der Mitarbeiter im Rechnungshof ein Schlüsselfaktor."

Einen letzten Vorschlag hat der Ex-Präsident: "Die Frage der Planstellen sollte neu verhandelt werden."

Konkret meint Fiedler, dass unter seiner Ägide mehr Mitarbeiter beschäftigt, gleichzeitig aber weniger Aufgaben zu erledigen waren. "Heute kümmert sich der Rechnungshof um Dinge wie die Rechenschaftsberichte der Parteien oder auch die Einkommensberichte von Staatsmanagern und der Gesamtbevölkerung. Wenn man Aufgaben wie diese übertragen bekommt, dann kann das nicht mit weniger Personal funktionieren."

Zur Person: Franz Fiedler war von 1992 bis 2004 Rechnungshof-Präsident und ist derzeit Sprecher der Antikorruptions-Plattform Transparency International

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