FPÖ schließt Siegfried Kampl aus Partei aus

FP-Chef Strache zeigt sich über die Aussage des Kärntner Bürgermeisters erschüttert.

In einer Presseaussendung teilte der FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit, dass Siegfried Kampl, Bürgermeister der Kärntner Gemeinde Gurk, mit sofortiger Wirkung aus der Partei ausgeschlossen sei. "Jemand, der mit dem Nationalsozialismus liebäugelt, hat in der FPÖ nichts verloren", so Strache, der sich erschüttert über die Aussagen Kampls zeigte. Der Kärntner FPÖ-Landesparteiobmann Christian Ragger hat dem Wunsch des Bundesparteiobmannes entsprochen und Kampl wegen "Gefahr in Verzug" aus der Kärntner FPÖ ausgeschlossen. "Derartige Aussagen sind untragbar", so Ragger.

Interviewaussagen von Kampl in der Kleinen Zeitung über den Nationalsozialismus hatten für Aufregung gesorgt.

"Nur von dem, was sie gemacht haben, distanziere ich mich, nicht vom Nationalsozialismus."

2015 will Kampl wieder bei der Gemeinderatswahl antreten. Zunächst für die Freiheitlichen, nach dem Ausschluss ist dies nicht mehr möglich.

Über Deserteure-Sager gestolpert

Kampl war 2005 als damaliger BZÖ-Politiker im Bundesrat vertreten - und als solcher war er als Bundesratspräsident vorgesehen, stolperte aber über seine Haltung zu Wehrmachtsdeserteuren, die er als "zum Teil Kameradenmörder" bezeichnet hatte. Im aktuellen Interview erklärte er: "Ich habe nie die Absicht gehabt, jemanden zu beleidigen. Ich habe das damals so gesagt, wie ich es erlebt habe. In welchem Staat gibt es das, dass man Deserteuren 50 Jahre Pension nachzahlt und dann noch eine Auszeichnung verleiht? Ich wollte nur, dass das überprüft wird. Weil solche dabei waren, die eben nicht ausgezeichnet gehören."

Angesprochen auf eine Distanzierung vom Nationalsozialismus hielt er fest: "Nur von dem, was sie gemacht haben, distanziere ich mich, nicht vom Nationalsozialismus."

SJ fordert Rücktritt

Die SJ zeigte sich darüber empört. In einer Aussendung am Mittwochabend forderte die Vorsitzende Julia Herr: "Ein Bürgermeister, der im Jahr 2014 positive Seiten am Nationalsozialismus findet, muss schleunigst von allen öffentlichen Funktionen zurücktreten."

2015 will sich der 78-Jährige Kampl erneut der Wahl stellen, zumal ihn die Partei gebeten habe, "es noch einmal zu machen", wie er im Interview erklärte. Antreten wollte er "für die FPÖ. Ich bin aus Treue zu Jörg Haider mit zum BZÖ gegangen. Damit war ich aber nie ganz glücklich."

Er hat es wieder getan, der Siegfried Kampl: ein Verbrechensregime verharmlost. Via Kleine Zeitung ließ der Kärntner Blaue wissen: „Nur von dem, was sie gemacht haben, distanziere ich mich, nicht vom Nationalsozialismus.“ Kaum war das Interview publik, passierte vorderhand Erstaunliches: Bundesfrontmann Strache verordnete den Gesinnungsfreunden im Süden, Kampl aus der Partei auszuschließen. Mit der Begründung: „Jemand, der mit dem Nationalsozialismus liebäugelt, hat in der FPÖ nichts verloren.“

Sind die Freiheitlichen binnen Stunden geläutert? Werden Braune bei den Blauen nicht mehr geduldet? Wäre das so, müsste sich Strache von etlichen Parteigängern trennen. Auch Kampl hätte längst nicht mehr bei der Partie sein dürfen. Immer wieder war der mittlerweile 78-Jährige Gurker Bürgermeister Nazi-verhaltensauffällig. Etwa 2005, als er sich als Bundesrat dagegen verwahrte, Wehrmachtsdeserteure zu rehabilitieren; „zum Teil Kameradenmörder“ seien sie. Von „brutaler Naziverfolgung“ nach dem Zweiten Weltkrieg sprach der ebenfalls. Jeder, auch außerhalb der FPÖ, wusste, wes Geistes Kind Kampl ist. Und so ist nachgerade skurril, ihn wegen „Gefahr im Verzug mit sofortiger Wirkung“ parteipolitisch zu delogieren.

Dass Strache das handelt, hat einen strategischen Grund: Der Oppositionelle möchte sich koalitionsfähig machen, staatstragend präsentieren. Die Kampls in seinen Reihen laufen diesem Konzept zuwider – wenn sie öffentlich sagen, was sie denken.

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