FPÖ: Mit Winnetou-Musik Richtung Hofburg
Bei diesem Wahlkampfauftakt war nichts dem Zufall überlassen: Das Zelt war bereits eine halbe Stunde vor Beginn komplett gefüllt, die John Otti Band sorgte für Stimmung, und alle Tische waren mit kleinen Österreich-Fahnen bestückt.
Die wurden sofort geschwungen, wenn ein FPÖ-Redner die Bühne im Bierzelt auf dem Welser Volksfest betrat. Mit besonders lautstarker Untermalung, als Bundesparteiobmann Herbert Kickl ans Rednerpult trat. Er wurde als „Liebling der Nation“ angekündigt und von der Musik aus den Winnetou-Filmen zum Mikrofon begleitet.
Alle Redner machten klar, dass sie fix damit rechnen, dass ihr Kandidat Walter Rosenkranz mit dem amtierenden Bundespräsidenten in eine Stichwahl kommen wird. Kickl ließ das Publikum sogar „Bundespräsident Walter Rosenkranz“ skandieren.
„Ich war ein Freiheitlicher, bin einer und werde immer ein Freiheitlicher sein. Auch in der Hofburg“
Bei den politischen Attacken gegen Alexander Van der Bellen wurde auch dessen Alter ins Spiel gebracht. Ein Thema, das in der Vergangenheit bei allen möglichen Wahlkämpfen eher ein Tabu war. Den Auftakt machte der oberösterreichische Landesparteivorsitzende Manfred Haimbuchner. Er verlangte eine Diskussion über ein Höchstalter bei politischen Ämtern.
Dass Alexander Van der Bellen dann über 80 Jahre sei, wenn er eine zweite Periode in der Hofburg residiert, stelle die Frage, „ob das noch so zeitgemäß ist“. Mit dem Nachsatz: „Wir sind ja nicht im Vatikan.“ Herbert Kickl nannte Alexander Van der Bellen in seiner Rede überhaupt nur noch „Alexander Van der Biden“, in Anspielung an das hohe Alter des aktuellen amerikanischen Präsidenten Joe Biden.
Dass Herbert Kickl auf der Bühne kein bundespolitisches Thema ausließ, machte klar, dass der Bundespräsidentenwahlkampf – wie erwartet – auch zu einer Abrechnung mit der Bundesregierung genutzt wird. Wobei auch die SPÖ und die Neos nicht ausgelassen wurden. Speziell die Misere rund um die Wien Energie kosteten er und Manfred Haimbuchner sehr genüsslich aus.
Gezielt wurde Stimmung gegen die Russlandsanktionen und gegen die Asylpolitik gemacht. Deswegen bedürfe es auch eines „freiheitlichen Bundeskanzlers“, sagte Kickl. Und Walter Rosenkranz versicherte ihm, dass er, wenn er es in die Hofburg schaffe, ihn auch angeloben werde.
Minister vorladen
Im Vergleich zu Herbert Kickl fiel die Auftaktrede von Rosenkranz eher ruhig aus. Seine spannendsten Ansagen: Er werde sein freiheitliches Parteibuch nie aufgeben, auch nicht als Bundespräsident. „Was nicht heißt, dass ich nicht überparteilich handle.“ Und er würde als neuer Bundespräsident sofort die einzelnen Minister zu Gesprächen zu sich bitten und ihnen Fragen stellen. Falls diese nicht befriedigend beantwortet werden, würde er vom Kanzler verlangen, diese aus der Regierung zu entlassen. Namentlich nannte er aber nur zwei Regierungsmitglieder: die grüne Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und den ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek.
Ein Thema war natürlich auch, dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen bereits klar gemacht hat, dass er mit den anderen Kandidaten in keine Fernsehdiskussion gehen wird. Kickl: „Er läuft vor Walter Rosenkranz davon und führt lieber Selbstgespräche auf TikTok.“ Über die Jenewein-Affäre rund um eine anonyme Anzeige gegen die Wiener FPÖ wurde bei dem Treffen nichts gesprochen. Dafür kündigte die John Otti Band den Einzug der FPÖ-Spitze mit dem Lied „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“ an.
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