Nach SS-Skandal : Warum sich die FPÖ nicht von der AfD distanziert

Herbert Kickl, Alice Weidel
Nicht jeder SS-Mann sei automatisch ein Verbrecher gewesen. Mit dieser "Einschätzung", die Maximilian Krah, Spitzenkandidaten der AfD für die EU-Wahl, jüngst in der italienischen Zeitung La Repubblica von sich gab, hat er endgültig überzogen.
Weder seine Partei noch die im EU-Parlament befreundeten rechts-außen-Bewegungen halten Krahs Äußerung für tragbar. Krah bekam von der AfD-Führung ein Auftritts- und Redeverbot. Doch das konnte nicht verhindern, dass die Rechts-außen-Fraktion im Europäischen Parlament am Donnerstag alle neun AfD-Abgeordneten aus der Fraktion ausschloss.

Wie in den Niederlanden ist auch in Frankreich eine Überraschung möglich: nämlich ein Absacken der Front National (FN) auf Platz zwei, hinter die UMP.
Dem nicht genug, brach die Partei von Marine Le Pen, der Rassemblement National, grundsätzlich mit der AfD. Seit Jahren versucht Le Pen, ihre Partei in die politische Mitte zu führen. Mit der Verharmlosung der SS habe die AfD nun eine "rote Linie" überschritten, heißt es im Rassemblement.
Wie halten es nun die Freiheitlichen mit der AfD und Krah? Immerhin fühlt man sich inhaltlich durchaus verbunden, AfD-Chefin Alice Weidel war erst vor wenigen Monaten zu Gast bei Parteifreund Herbert Kickl.
Die Haltung der FPÖ ist vorerst eine abwartend-vorsichtige. Man hält die "Alternative" für mitunter unprofessionell und intern zerstritten. Doch ein völliger Bruch mit der "Alternative" steht derzeit nicht zur Debatte - man kritisiert vorerst nur Krah und sein auch AfD-intern umstrittenes Auftreten.
Stellvertretend äußerte sich EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky, der Krahs SS-Sager als verurteilenswert und "indiskutabel" bezeichnet. Der Konflikt, der insbesondere zwischen dem Rassemblement National und der AfD nun eskaliert ist, hat laut FPÖ vor allem mit Krah zu tun.

Éric Zemmour
Wie ein hochrangiger Freiheitlicher dem KURIER bestätigt, habe sich bei den Franzosen der Eindruck verfestigt, Krah unterstütze politisch nicht den Rassemblement National, sondern vielmehr dessen politische Konkurrenz, genauer: die Nichte von Marine Le Pen, Marion Maréchal. Maréchal hat mit ihrer Tante Marine gebrochen und engagiert sich seit geraumer Zeit in der Bewegung des Rechtsextremen Éric Zemmour.
Wie verfährt die FPÖ nun weiter? Sie will grundsätzlich die EU-Wahl abwarten, ehe weitreichendere Entscheidungen gefällt und Allianzen geschmiedet werden. „Erst wenn die EU-Wahl geschlagen und die Stärken von Lega Nord, AfD oder auch dem Rassemblement klar sind, kann über die Zusammensetzung der Bündnisse im EU-Parlament gesprochen bzw. verhandelt werden“, sagt ein FPÖ-Stratege.
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