Flüchtling präsentiert sich als Deutsch-Musterschüler

Flüchtling präsentiert sich als Deutsch-Musterschüler
Junger Migrant bestätigt Kritik von Kurz an gravierenden Mängeln bei Integration in Schulen.

Dunkelblauer Anzug, akkurat gebundene Krawatte, die dunklen Haare streng nach hinten gegelt, seine Aussagen mit Handbewegungen unterstreichend: Nein, gemeint ist nicht Polit-Profi Sebastian Kurz. Der junge Migrant, der am Mittwochabend beim KURIER-Talk im Wiener Raiffeisen-Forum aus dem Publikum aufgestanden ist, sieht dem designierten ÖVP-Chef nicht nur optisch ähnlich, er taugt auch als eindrucksvolles Beispiel für gelungene Integration.

Im KURIER-Talk hatte Kurz zuvor mehrmals betont, dass sämtliche Maßnahmen nichts nützen würden, wenn man den Zuzug "Niederqualifizierter" nicht massiv beschränkt wird – konkret nannte er "Analphabeten aus Afghanistan", die auch nach mehreren Jahren in Österreich am Arbeitsmarkt kaum vermittelbar seien. Da hakte der junge Flüchtling aus dem Publikum ein. Minderjährige Migranten kämen in die Schule bzw. in Deutschkurse, wo die Bemühungen der Lehrer oft ohne Ergebnis blieben, erzählte er aus eigener Erfahrung.

Von Kurz wollte er wissen, was in den Schulen getan werden könne. Übergangsklassen, wie es sie schon jetzt gibt, würden nichts bringen: "Alle Afghanen, alle Araber sind in einer Klasse. Da sprechen sie nicht Deutsch, sondern ihre Sprache. Sogar der österreichische Lehrer spricht mit mir Arabisch."

Tag und Nacht gelernt

Ein aufgelegter Elfer für Sebastian Kurz, "Verfechter der Deutschklassen", wie er selbst sagt. Es mache ja keinen Sinn, Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen, in den Unterricht zu setzen und sie dort ihrem Schicksal zu überlassen. Stattdessen solle in einer Art "Crashkurs" gezielt Deutsch trainiert werden. Dafür könnten durchaus Lehrer eingesetzt werden, die die Muttersprache ihrer Schüler beherrschen, widersprach er dem jungen Flüchtling aus dem Publikum.

Neben ihm stand dann eine Frau auf und ergänzte, dass er ein Beispiel dafür sei, wie Integration funktionieren könne. "Er kam vor eineinhalb Jahren nach Österreich und spricht jetzt hervorragend Deutsch", sagte sie – worauf sie vom Publikum mit Applaus und von Kurz mit einem "Gratulation. Auch an Sie", unterbrochen wurde. Das Lob gebühre aber ganz ihrem Schützling, befand die Frau. "Er lernt Tag und Nacht und hat jetzt im Gymnasium in Deutsch eine Zwei."

Der Artikel wurde aktualisiert am 23.6.2017, 11 Uhr

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