Firtasch und das schmutzige Geld

Firtasch und das schmutzige Geld
Heute soll sich entscheiden, ob der ukrainische Oligarch in Auslieferungshaft genommen wird.

Für den ukrainischen Oligarchen Dmitro Firtasch wird es in jedem Fall eng. Nach seiner Verhaftung am Dienstag aufgrund eines Europäischen Haftbefehls aus Spanien ist der umstrittene Industrielle um 21.35 Uhr in die Justizanstalt Wien-Josefstadt überstellt worden. Bis Donnerstag um die gleiche Zeit, also binnen 48 Stunden, muss das Landesgericht Wien über die Verhängung der Auslieferungshaft entscheiden. Die Spanier verdächtigen den Wahl-Wiener der organisierten Kriminalität und Geldwäscherei. Die USA dagegen wollen den Ukrainer wegen Bestechungszahlungen in Indien vor Gericht stellen. Ihrer Forderung nach Auslieferung hat Wien stattgegeben.

Termin um 13.00 Uhr

"Die Haftverhandlung wird im Laufe des Donnertags erfolgen", sagt Richter Thomas Spreitzer zum KURIER. "Es wird ein Anwalt von Firtasch und ein Staatsanwalt dabei sein." Denn: Laut Christian Pilnacek, Strafrechts-Sektionschef im Justizministerium, hat "Firtasch definitiv das Recht, zu dieser Vernehmung über die Voraussetzungen des Haftbefehls seine Anwälte beizuziehen". Seine Anwälte Dieter Böhmdorfer und Rüdiger Schender werden an der Einvernahme teilnehmen, die zirka eine bis eineinhalb Stunden dauern könnte. Im Grunde geht es um eine mögliche Flucht- und Tatbegehungsgefahr.

Fakt ist: Die Spanier haben nach einem erfolglosen Anlauf erst am Montag einen adaptierten Europäischen Haftbefehl gegen Firtasch der Staatsanwaltschaft Wien übermittelt. "Dieser erfüllt nun alle formellen Kriterien", sagt Pilnacek.

Aber was werfen die Spanier dem Milliardär vor? Firtasch soll im Verdacht stehen, einer kriminellen Gruppe um Stepan Tschernowezkyj anzugehören, die in Spanien Geld gewaschen haben soll. Der ist der Sohn des früheren Kiewer Bürgermeisters Leonid Tschernowezkyj. Der Junior lebt mit Familie in Barcelona.

Stein des Anstoßes

Im vergangenen Sommer war der Filius mit anderen Personen in Spanien wegen Geldwäscherei festgenommen, später aber gegen Kaution freigelassen worden. Der 38-jährige Ukrainer, der seinen Reichtum nicht versteckt, bestreitet alle Vorwürfe.

Sein Vater Leonid gab an, dass sein Sohn im Zuge des Verkaufs der Kiewer Pravex-Bank im Jahr 2008 rund 750 Millionen Dollar kassierte. Außerdem soll Stepan T. viel Geld "mit Start-up-Firmen in verschiedenen Ländern" gemacht haben.

Sein Sohn sei sehr reich, er habe es nicht nötig, Geld zu waschen, sagte der Vater. Dazu muss man wissen, dass besagte Bank in der Ukraine ein Player im Handel mit Edelmetallen gewesen ist.

Firtasch und das schmutzige Geld
Der ukrainische Geschäftsmann Dmitri Firtasch während einer Gerichtsverhandlung am 21.02.2017 in Wien.
Vielleicht schließt sich hier der Kreis zu Firtasch. Denn auch er zählt Edelmetalle wie Titan zu seinen Geschäftsfeldern. Welche Rolle Firtasch im Spanien-Krimi genau spielt, ist bisher noch unklar. Der Ukrainer, dessen Firmenimperium alleine 89 Gesellschaften im Briefkastenfirmen-Paradies British Virgin Islands umfassen soll, bestreitet aber die Vorwürfe.

Haus in Spanien

Firtasch hat aber auch private Beziehungen nach Spanien. Er hat seiner Tochter dort ein Haus gekauft.

Pluspunkte gesammelt

In Österreich hat er Pluspunkte gesammelt. Er hält sich – aufgrund des US-Auslieferungsersuchens – schon fast drei Jahre in Österreich auf und hat 125 Millionen Euro Kaution hinterlegt. In dieser Zeit hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er hat auch einen Reisepass, aber ist auch Österreich nie ausgereist oder geflüchtet. Bei einer etwaigen Flucht würde er die Kaution verlieren. Außerdem sind auch alle Verdächtigen in Spanien auf freien Fuß gesetzt worden. Spreitzer: "Es kann auch eine neue Kaution festgesetzt werden."

Zugleich können ihm aber noch ihm weitere Auflagen, wie die Abgabe des Passes oder die regelmäßige Meldung bei der Polizei, auferlegt werden.

Wird die Auslieferungshaft verhängt, kann Firtasch Beschwerde einlegen. Darüber muss das Gericht binnen 14 Tagen entscheiden.

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