Finanzminister Löger: "Verhandlungen sind wie ein Fußballmatch"
Noch schreckt er sich nicht, wenn er in den Spiegel schaut, aber "die Strapazen sind sichtbar", zieht Finanzminister Hartwig Löger nach Beendigung der Budgeterstellung Bilanz. Die Verhandlungen beschreibt der ehemalige Uniqa-Manager als die "intensivste Phase seiner Karriere". Auch wenn das Budget "kein Spaziergang war, haben wir etwas geschafft".
Durchatmen am Wochenende gibt es für den Herren des Budgets trotzdem nicht. Nachdem das umfangreiche Zahlenwerk in Druck gegangen war, begab sich der Finanzminister in eine Art Klausur, um an seiner ersten, etwa einstündigen Budgetrede zu feilen, die er am Mittwoch vor dem Parlament sowie Bundespräsident Alexander Van der Bellen halten wird.
Keine Show
Zu PR-Gags der Marke Karl-Heinz Grasser, der die Budgetrede 2004 mit dem Satz "Ein guter Tag beginnt mit einem ausgeglichenen Budget" eröffnete, wird sich Löger nicht hinreißen lassen. "Show werde ich keine abliefern." Das passt auch nicht zu dem politischen Quereinsteiger aus dem steirischen Selzthal, der ursprünglich Pilot werden wollte und nun die Finanzen der Republik lenkt.
Löger ist nicht vom Drang getrieben, um jeden Preis Schlagzeilen zu liefern. Wahrscheinlicher ist es, dass Zitate des Stoikers Seneca in der Rede auftauchen. Gute Freunde nennen Löger, den seine humanistische Bildung im Stift Admont geprägt hat, sogar Seneca. "Ein Wunsch von mir ist es, vielleicht einmal ein Buch über Seneca zu schreiben."
Aber bis es so weit ist, feilt Löger am Image des harten Verhandlers. Das muss er auch, wenn er drei Milliarden für das Doppelbudget 2018/19 einsparen will.
Champions League
In Ministerien wie dem Verteidigungsministerium, wo man den Gürtel wieder enger schnallen muss, spricht man davon, dass die Verhandler aus dem Finanzministerium wie Champions-League-Spieler agierten. "Wenn man dann auf die Regionalliga trifft, hat man ein leichtes Spiel", so ein Offizier.
Da passt es gut, dass Löger selbst seine Verhandlungstaktik wie ein Fußballmatch skizziert. "Manchmal muss man in eine härtere Gangart kommen. Bei manchen Ministerien gingen wir in die Verlängerung. Bei anderen stand es Spitz auf Knopf, und wir mussten sogar ins Elfmeterschießen." Welchen Minister Löger erst im Elfmeterschießen besiegte, möchte der Finanzminister (noch) nicht verraten.
Kurz-Vertrauter
Auch wenn Löger in seiner ehemaligen Position als Versicherungsmanager gewohnt war, Budgets zu erstellen, absolvierte auch er in den vergangen Wochen einen intensiven Lernprozess. "Die Dimensionen und die Komplexität etwa bei den multiplen Ministerien mit den unterschiedlichen Themenstellungen sind schon sehr fordernd."
Der Steirer zählt zu den Vertrauten von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die beiden kennen einander seit mehr als zehn Jahren, als Kurz bei dem Versicherungskonzern vorübergehend jobbte. Schon damals war Löger von Kurz begeistert. "Weil sein Engagement und seine schnelle Auffassungsgabe auffällig waren. Da hatte ich einen Wow-Effekt, was Sebastians Persönlichkeit betrifft. Über die Jahre haben wir erkannt, dass wir in vielen Bereichen sehr ähnlich ticken und gleiche Ideen sehen", beschreibt Löger die Beziehung. Am Mittwoch wird Kurz seinem Finanzminister erstmals das Rampenlicht überlassen.
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