Fernduell am Aschermittwoch - Strache gegen Hofer 2:3
Ried oder Leopoldstadt? Jahn-Turnhalle oder Prater Alm? FPÖ oder DAÖ? Freiheitliche Wähler haben beim diesjährigen politischen Aschermittwoch die Wahl: Zwischen Vorgänger und Nachfolger, zwischen Ex-Parteifreunden, die heute wohl keine Nettigkeiten austauschen werden. Norbert Hofer und Heinz-Christian Strache.
Während es für den Dritten Nationalratspräsidenten heute die erste Rede in Ried als FPÖ-Chef ist, gehen auf das Konto des „immer-noch-nicht-offiziellen DAÖ-Spitzenkandidaten“ ein Dutzend solcher Reden. Für verbale Tiefschläge sind die beiden übrigens selbst verantwortlich.
FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, einst Redenschreiber von Jörg Haider und Strache, bleibt sowohl dem Schreiber- als auch dem Rednerpult fern. Strache und Hofer schreiben, auf KURIER-Nachfrage, ihre Reden selbst. Womit sie punkten könnten, und was ihnen dabei etwaig im Weg steht – der KURIER bat die politischen Beobachter – Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer und Polit-Berater Thomas Hofer – um ihre Einschätzung.Geht es nach Punkten und Kategorien, dann hat der FPÖ-Chef einen Vorteil.
PARTEI -
STRACHE vs. HOFER (0:1)
- STRACHE: Aktuell nur in Wien mit ein paar Funktionären vertreten, hat Straches DAÖ erst sehr schwache Parteistrukturen. „Gegenüber der FPÖ ist sie auch in Sachen Förderungen klar im Nachteil“, gibt Thomas Hofer zu bedenken. Die DAÖ auch in anderen Bundesländern zu etablieren, wird eine extreme, wenn nicht unlösbare Herausforderung.
- HOFER: Die FPÖ ist in der Opposition und auf Selbstfindungskurs. Die Doppelspitze mit Parteichef Norbert Hofer und Klubchef Herbert Kickl macht die Situation nicht leichter. „Wir haben es mit einer auf die Stammwähler geschmolzenen FPÖ zu tun“, attestiert Bachmayer. Trotzdem seien die Freiheitlichen immer noch besser aufgestellt als die Allianz für Österreich (DAÖ).
POSITIONEN -
STRACHE vs. HOFER (0:1)
- STRACHE: Selbst Polit-Profis wissen nach drei Monaten des DAÖ-Bestehens nicht, wofür die Allianz genau steht – außer für freiheitliche Kernthemen (gegen Rauchverbot, Zuwanderung etc.). Einzig das Eintreten für Brexit-Premier Boris Johnson fällt auf. Heinz-Christian Strache bekannte sich bei seiner Neujahrsansprache klar gegen Antisemitismus.
- HOFER: Die FPÖ ist die Rechtspartei in Österreich, punktet beim Wähler mit restriktiver Migrations-, Sozial- und Sicherheitspolitik. Die jetzige Kampagne gegen die ORF-Gebühren ist nicht neu. Bereits in der Regierung wollte die FPÖ sie abschaffen. Die Einbindung der Bevölkerung – Stichwort Volksabstimmung/direkte Demokratie – ist ein beliebtes FP-Werkzeug.
PERSÖNLICHKEIT -
STRACHE vs. HOFER (1:0)
- STRACHE: „HC Strache“ hat auch nach dem Ibiza-Video noch einen Fanclub, wenn auch einen sehr kleinen. Seine Ausreden („Das Video war eine Falle, eine besoffene Geschichte, die jedem passieren kann“) verfangen bei gewissen Wählern, Strache hat aber auch sehr viele enttäuscht. „Derzeit ist Strache Lichtjahre von seiner bisherigen Strahlkraft entfernt“, sagt Politologe Hofer.
- HOFER: FPÖ-Obmann Norbert Hofer ist die Rolle des scharfen, oppositionellen Angreifers nicht auf den Leib geschrieben. Er wirkt im Vergleich zu seinem Klubobmann Herbert Kickl zurückhaltend und gemäßigt im Auftritt. Dennoch gilt er als „Wolf im Schafspelz“, weil er inhaltlich nicht weniger weit rechts steht als Kickl.
ANSEHEN -
STRACHE vs. HOFER (0:1)
- STRACHE: Das Ibiza-Video und noch mehr die Spesen-Affäre haben dazu geführt, dass sich das Gros der Freiheitlichen von Strache abgewandt hat. Gleich einem Damokles-Schwert schweben die laufenden Ermittlungen über ihm. Möglich ist, dass Strache den Einzug in den Wiener Landtag schaffen wird, sich aber bald darauf vor Gericht verantworten wird müssen.
- HOFER: Die mögliche Auslieferung wegen der Asfinag-Aufsichtsratsbestellung schade ihm noch nicht, sind sich die Politik-Experten einig. Es sei denn, Norbert Hofer können konkrete Verfehlungen nachgewiesen werden. Er selbst hat die FPÖ-Spitze nie angestrebt und ist deshalb für viele Wähler wie Beobachter nur ein „Übergangsparteichef“.
STIL & RHETORIK -
STRACHE vs. HOFER (1:0)
- STRACHE: Strache beherrscht die Klaviatur des Populismus wie sein Vorgänger Jörg Haider. Ob mit dem Kreuz in der Hand gegen den Islam oder als Rapper im Musik-Video: Der Ex-FPÖ-Chef „hat die Deftigkeit, die einem Politiker am Aschermittwoch abverlangt wird“, sagt Bachmayer. „Er wird die FPÖ frontal angreifen und sich als freiheitliches Original inszenieren.“
- HOFER: „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist.“ Hofers Satz aus dem Hofburg-Wahlkampf wurde zur innenpolitischen Redewendung. „Er ist nicht aus dem Holz geschnitzt, das man für die Aschermittwoch-Demagogie braucht“, so Bachmayer und weiter. „Er wird Strache mittels indirekter Bemerkungen aber ohne Namensnennung erwähnen.“
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