Faymann im Minus, SPÖ in Aufruhr

Werner Faymann stürzte in einer Umfrage (Grafik: siehe unten) auf das Niveau von Heinz-Christian Strache ab.
Personalspekulation: Kanzlerfrage zwischen Hundstorfer und Kern. Griss als SP-VP-Waffe gegen Van der Bellen.

Die Polit-Astrologen haben Hochsaison.

Kein Wunder. Innerhalb der nächsten 18 Monate wird Österreich einen neuen Bundespräsidenten und höchstwahrscheinlich einen neuen Bundeskanzler bekommen. Die zwei Top-Jobs der Republik stehen zur selben Zeit zur Disposition – das gibt jede Menge Stoff für Planspiele und Personal-Spekulationen. Die Couloirs des Parlaments, die Vorzimmer der Minister, die Büros der Sozialpartner schwirren vor Gerüchten.

Das jüngste, fantasievolle Planspiel kommt aus den Reihen der Sozialdemokraten. Demnach könnte Irmgard Griss die gemeinsame Hofburg-Kandidatin der Regierungsparteien werden. Das Kalkül dahinter: Die Chefin der Hypo-Kommission sei eine sichere Bank, um der Regierung die Blamage zu ersparen, gegen die Grünen das Hofburg-Rennen zu verlieren. Griss könnte demnach als Gegenmittel zu Alexander Van der Bellen eingesetzt werden.

Vorbehalte gegen Van der Bellen als Person gibt es in den Regierungsparteien zwar kaum, aber man fürchtet – über die Blamage einer verlorenen Wahl hinaus – vor allem die Symbolik: Erstmals würde die Opposition die Staatsspitze erklimmen und ein Grüner "Chef" im rot-schwarzen System werden.

Für viele unerhört.

Dann doch lieber die strenge, aber parteifreie Frau Griss. Wenn man schon nicht selber siegt, soll wenigstens auch keine andere Partei triumphieren ...

Strategen in SPÖ und ÖVP geben jedenfalls zu, dass jeder ihrer potenziellen Hofburg-Kandidaten gegen Van der Bellen scheitern kann.

Vielleicht auch aus diesem Grund ist Sozialminister Rudolf Hundstorfer neuerdings wieder mehr als Kanzler denn als Bundespräsident im Gespräch.

In der SPÖ läuft die Entscheidung für die Nachfolge von Werner Faymann derzeit auf zwei Namen zu: Hundstorfer oder ÖBB-Chef Christian Kern. Es gibt keine klaren Lager. Es gibt Hundstorfer-Fans, die trotzdem lieber Kern möchten, weil er mehr Frische verspricht. Es gibt Funktionäre, denen der Manager Kern als zu großes "Risiko" erscheint. Von Hundstorfer wisse man, dass er das politische Handwerk beherrsche. Für Hundstorfer spricht, dass er in der SPÖ stark verankert ist. Für Kern spricht, dass er breitere Wählerschichten über die SPÖ hinaus ansprechen kann.

Wie immer die Meinungsbildung in der SPÖ ausfallen wird – eines ist klar: in der Partei gärt es. "Wir sind so parterre, dass es nur besser werden kann", sagt ein Stratege. Selbst Faymann-Unterstützer fallen langsam ab. "Die Schuhe als Kanzler sind ihm immer noch zu groß. Und wenn einer zu große Schuhe trägt, dann hatscht er halt daher", seufzt ein basisnaher Funktionär.

In der Meinung der Gesamtbevölkerung (Grafik: siehe unten) ist Faymann abgestürzt. Von einem Kanzlerbonus ist schon lange keine Rede mehr, inzwischen ist Faymann auf das Niveau von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache abgesackt. Von Mitterlehner wird Faymann meilenweit abgehängt. Auch Eva Glawischnig und Matthias Strolz überflügeln den Regierungschef. Die schlechte Stimmung schlägt auch auf die Parteidaten durch. Die SPÖ rangiert in allen Umfragen nur mehr auf Platz drei, Erste ist die ÖVP.

Über den Zeitpunkt des Wechsels gibt es verschiedene Theorien. Eine Mehrzahl tippt, dass er 2015 für die verlorenen Landtagswahlen als Sündenbock herhalten soll. Eine Minderheit ist dafür, sich mit einem baldigen Wechsel Rückenwind für die Landtagswahlen zu verschaffen.

Faymann im Minus, SPÖ in Aufruhr

Kommentare