Ab Juli gibt es für Familien mehr Geld

Ab Juli gibt es für Familien mehr Geld
Die Familienbeihilfe steigt ab 1. Juli und soll künftig monatlich ausbezahlt werden.

Knapp 57 Kilogramm Mischbrot bekam man im Jahr 2000 für die monatliche Familienbeihilfe (pro Kind); 14 Jahre später erhält man für 105,40 Euro nur noch 36 Kilogramm Brot. Das haben die Familienverbände errechnet, um auf den Wertverlust aufmerksam zu machen. Die Familienbeihilfe wurde seit dem Jahr 2000 nicht erhöht. Der Druck hat Wirkung gezeigt: Ab 1. Juli gibt es mehr Geld für Eltern und Kinder. Und das finanzielle Zubrot soll monatlich (statt alle zwei Monate) überwiesen werden.

Ab Juli gibt es für Familien mehr Geld
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Auch die Rechnungen für Miete, Versicherung und Strom müssen monatlich bezahlt werden, deswegen macht es Sinn auch die Familienbeihilfe am Monatsanfang auszubezahlen", sagt FamilienministerinSophie Karmasin. Familienorganisationen hatten darauf gedrängt, dass die Förderung monatlich auf die Konten kommt. Die noch fehlende Zustimmung von FinanzministerMichael Spindeleggerdürfte wohl nur Formsache sein.

4 Prozent mehr

Bereits fixiert wurde im Ministerrat am Dienstag die Erhöhung der Beihilfe: Heuer steigt sie um 4 Prozent, 2016 und 2018 um je 1,9 Prozent. Schulstartgeld, Mehrkindzuschlag und Kinderabsetzbetrag bleiben unverändert.

Wie wirkt sich die Änderung aus? Eine Familie mit zwei Kindern (8 und 12 Jahre) bekommt 2015 um 126 Euro mehr als derzeit, 2018 beträgt das Plus 254,40 Euro. Bei drei Kids (6, 11, 16 Jahre) erhalten die Eltern 2015 um 206,16 Euro mehr, 2018 um 417, 36 Euro.

Wala verliert 5800 Euro

Für die einen gibt es mehr, für die anderen weniger: Die Regierung schickte gestern ein Gesetz für Einschnitte bei Luxus-Pensionen in Begutachtung. Anlass waren die Sonderpensionsbezüge von einstigen Nationalbank-Mitarbeitern, die im Wahlkampf für Debatten gesorgt hatten. So kassiert Ex-OeNB-Präsident Adolf Wala etwa monatlich fast 32.000 Euro.

Ab Juli gibt es für Familien mehr Geld
Die Regierung hat nun 27 Institutionen durchforstet (OeNB, ORF, Verbund etc.). Wer ab 2015 in Rente geht, kann maximal 17.800 Euro Sonderpension rechnen. Luxuspensionen vor 2015 werden je nach Bezugshöhe gestaffelt gekürzt. So wird beispielsweise ein ORF-Pensionist, der rund 13.600 Euro Pension bezieht, in Zukunft 1250 Euro weniger erhalten. Wala wird rund 5800 Euro verlieren. Betroffen sind insgesamt 9600 Personen. Die Ersparnisse bezifferte Sozialminister Rudolf Hundstorfer mit zehn Millionen Euro pro Jahr. Die Reform soll am 1. Jänner 2015 in Kraft treten.

In der Familienpolitik kann ein unreflektierter Blick über die Grenzen auch schaden. In einer Studie warnen Demografen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) davor, erfolgreiche familienpolitische Maßnahmen anderer Staaten einfach zu übernehmen. Stattdessen müssten Strategien jeweils an die Besonderheiten der eigenen Bevölkerung angepasst werden.

In der Studie ging das Forscherteam um Thomas Fent vom Institut für Demographie der ÖAW der in der Fachwelt umstrittenen Frage nach, welche Maßnahmen junge Menschen am ehesten dazu animieren, wieder mehr Kinder zu bekommen. Dafür entwickelten sie am Computer ein Modell, mit dem untersucht wurde, inwieweit bestimmte Eingriffe den Wunsch nach Kindern und die tatsächliche Geburtenrate beeinflussen. Gleichzeitig wurde analysiert, wie sich die soziale Struktur einer Gesellschaft auf die Erfolge der Maßnahmen auswirken.

Für ihr Modell verwendeten die Demografen Datensätze der Statistik Austria: die Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung, den Allgemeinen Einkommensbericht und den "Generations and Gender Survey", für den rund 5.000 Frauen und Männer zwischen 18 und 45 Jahren zu ihrer Familienplanung befragt worden waren. Daraus simulierten sie sechs Populationen mit je 5.000 Individuen und legten deren Alter, die Zahl vorhandener und noch gewünschter Kinder sowie das Haushaltsbudget fest. Die Populationen unterschieden sich dabei etwa in ihrer Homophilie - also der Neigung, bevorzugt mit ähnlichen Individuen Kontakte zu pflegen - sowie im Ausmaß, in dem sie sich mit anderen über ihre Familienplanung unterhalten. Zuwendungen des Staates erfolgten in einem Teil der Simulationen einkommensunabhängig, im größeren Teil in verschiedenen Abstufungen einkommensabhängig.

Ergebnis: Sowohl einkommensabhängige als auch -unabhängige Zuwendungen haben einen positiven Einfluss auf die Geburtenrate, auch die "Fruchtbarkeitslücke", also die Differenz zwischen der Zahl der gewünschten und tatsächlich vorhandenen Kindern, wird damit verkleinert. Gleichzeitig zeigte sich aber auch, dass die sozialen Strukturen nicht nur die Fruchtbarkeit selbst beeinflussten, sondern auch die Effektivität der familienpolitischen Maßnahmen - und zwar oft nachteilig. So habe etwa ein hohes Ausmaß an Homophilie zwar positive Auswirkungen auf die Fertilität, nennen die Forscher ein Beispiel. Familienpolitische Maßnahmen wären in solch einer Gesellschaft aber weniger effektiv.

Beeinflussung

Insgesamt zeigte sich, dass die Homophilie einer Gesellschaft eher einen Einfluss auf indirekte Effekte der Familienpolitik hat - zum Beispiel, indem sie den Wunsch nach einer bestimmten Anzahl von Kindern verändere, so die Forscher. Als weiteres Ergebnis nannten sie, dass der Kinderwunsch umso stärker steigt, je eher sich die untersuchten Personen von anderen Menschen beeinflussen lassen, die mehr Kinder als sie selbst haben. Allerdings sei auch hier der Einfluss auf den bloßen Kinderwunsch deutlich stärker als auf das Ausmaß der Fruchtbarkeitslücke. Ganz generell stellte sich heraus, dass die indirekten Effekte familienpolitischer Maßnahmen immer dann besonders anfällig für den Einfluss sozialer Strukturen waren, wenn sie einkommensabhängig erfolgten.

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