Für die Unis würde eine Verdoppelung der Plätze ein Abgehen von der in den vergangenen Jahren erkämpften Strategie bedeuten, ihre Position im internationalen Bereich zu verbessern.
"Das würde unser Betreuungsverhältnis dramatisch verschlechtern, uns in den Rankings massiv nach unten treiben und hätte einen Forschungsstopp zur Folge", sagte Müller und appellierte, "die Unis nicht zu schwächen".
In der Niederösterreichischen Ärztekammer sieht man in der Verdoppelung der Studienplätze einen „guten Ansatz“, aber es brauche einen Mix an Maßnahmen, um dem Ärztemangel zu begegnen:
So müsste die Ausbildung in den Spitälern attraktiver werden, sagt Sprecherin Birgit Jung. Auch brauche es bessere Angebote und auch eine bessere Bezahlung, um die Absolventen im Land zu halten.
Aus Sicht des Gesundheitsökonomen Ernest Pichlbauer hat Österreich im OECD-Schnitt überdurchschnittlich viele Medizinabsolventen. Von einem Ärztemangel könne daher nicht die Rede sein: „Es gibt genügend Ärzte, aber nicht die, die sich das System wünscht.“
Das Grundproblem ist laut Pichlbauer, dass das Österreichische Gesundheitssystem zu sehr auf den Spitalsbereich ausgerichtet ist. Für den niedergelassenen Bereich sei zu wenig Geld vorhanden.
Daher seien immer weniger Mediziner bereit, Kassen-Hausärzte zu werden, „die nur auf Masse ausgelegt sind“. Wer kein "3-Minuten-Mediziner" werden wolle, werde Wahlarzt. Auch die drohende Pensionierungswelle betreffe in erster Linie die Kassenärzte.
Kritisch sieht Pichlbauer auch den Vorschlag von ÖVP-Chef Kurz, schon Studenten mittels Landarzt-Stipendium zu verpflichten, an Land eine Stelle anzunehmen. Das sei ein zu massiver Eingriff in die Erwerbs- und Niederlassungsfreiheit. Auch in der NÖ Ärztekammer sieht man rechtliche Probleme.
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