Rund 21 Millionen Euro lässt sich Rot-Weiß-Rot die Teilnahme an der Weltausstellung kosten. Wird die Rechnung aufgehen? Ein Rundgang auf der künstlichen Trauminsel.
Yumeshima glüht. Es ist ein Montag Mitte Mai, und Yumeshima – die Trauminsel, wie sie von den Japanern genannt wird – hat sich bereits zur Mittagszeit ordentlich aufgeheizt. Das etwa 340 Hektar große Eiland am westlichen Rand von Osaka, das ab 1991 durch Landaufschüttung mit Material aus Bauprojekten entstand, dient bis Oktober der Welt als Bühne. Von hier aus soll den Besuchern der Expo 2025 ein Blick in die Zukunft ermöglicht werden – in eine, die nachhaltig und vernetzt sein soll.
Bevor man diese Bühne betreten kann, muss man sich zunächst im Schweiße seines Angesichts einer etwa 20-minütigen Wanderung vom Busparkplatz zu den Eingangstoren der Weltausstellung stellen.
Nur Alf Netek – Anzug, Sonnenbrille, kleiner Rucksack – scheint die Hitze nichts anhaben zu können. Er ist bester Stimmung, und würde er nicht auf der Expo für Österreich eine wichtige Rolle spielen, könnte er glatt als Alleinunterhalter durchgehen. Er hat viele Geschichten zu Land und Leuten parat.
Netek ist als Projektleiter des Österreich-Pavillons nach Osaka gekommen – und sichtlich stolz darauf, dass Rot-Weiß-Rot zwischen den rund 180 anderen Pavillons schon von Weitem zu sehen ist.
Denn das Herzstück des Pavillons ist eine 16 Meter hohe, spiralförmige Holzskulptur, die sich majestätisch in den Himmel erhebt. Gefertigt aus österreichischer Fichte, erinnert die 91 Meter lange und 4,3 Meter breite Struktur an ein überdimensionales Notenband – sie zeigt die Anfangstakte von Beethovens „Ode an die Freude“.
Die Wahl dieser Konstruktion war kein Zufall. „Wie kein anderes Land hat Japan eine Passion für klassische Musik“, erzählt Netek, während er von einer Aussichtsplattform auf eine Menschenschlange blickt. Zwischen 6.000 und 10.000 Besucherinnen und Besucher werden pro Tag durch die Räumlichkeiten geschleust.
Rund 21 Millionen Euro lässt sich die Österreich die Teilnahme an der Expo kosten. „Der Werbewert“, da ist sich der Hausherr sicher, „wird aber höher sein.“
An diesem Tag ist auch eine Wirtschaftsdelegation aus Niederösterreich mit dabei, angeführt von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Mittendrin im Pulk: Stefan Graf, Chef von Graf Holztechnik aus dem Waldviertel, dessen Firma das Notenband gebaut hat.
„Zwei Jahre lang hat uns dieses Projekt beschäftigt. Die Teile wurden dann nach Japan verschifft. Dabei ging es sogar über das Kap der Guten Hoffnung“, erzählt er.
Die Materialwahl dürfte kein Zufall gewesen sein: Österreich exportiert signifikante Mengen an Holz und Holzprodukten nach Japan. Besonders der Export von Nadelschnittholz hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im Jahr 2024 stiegen die Nadelschnittholzlieferungen aus Österreich nach Japan um 42 Prozent. Allein Niederösterreich exportierte im Jahr 2023 Holz und Holzwaren um Wert von rund 85 Millionen Euro nach Japan.
Im Inneren des Pavillons erwartet die Besucherinnen und Besucher eine interaktive Ausstellung, die in drei thematische Bereiche unterteilt ist: Beziehungen, Menschen und Ideen. Hier werden Österreichs Errungenschaften in Bereichen wie Lebenswissenschaften, Künstliche Intelligenz (KI), Mobilität und kreative Industrien präsentiert.
Ein besonderes Highlight: die Möglichkeit, mithilfe von KI eigene Musikstücke zu komponieren – und Fernklavieraufführungen zu erleben. Der Flügel stammt von der Firma Bösendorfer aus Wiener Neustadt.
Über dem Instrument hängt ein barocker Luster der Firma Lobmeyr, die bereits bei der Weltausstellung 1873 in Wien mit dem Modell „Maria Theresia“ für große Augen gesorgt hat.
Die Frage ist, ob die Rechnung für Österreich aufgehen wird. Mikl-Leitner ist sich jedenfalls sicher, dass das Geld gut investiert ist. „Die Expo ist ein Schaufenster in die Welt und für Niederösterreich eine große Chance, uns in diesem weltweiten Schaufenster noch sichtbarer zu machen“, sagt sie.
Tatsächlich hofft man im größten Bundesland darauf, noch mehr Touristen aus Japan anlocken zu können. „Hier haben wir noch deutlich Potenzial nach oben“, sagt Helmut Miernicki, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur ecoplus.
Aber auch andere Länder setzen auf das Thema Tourismus. Saudi Arabien zum Beispiel, das in einem riesigen Pavillon den Besuchern neue Luxusprojekte präsentiert. Von Öl ist bei den Scheichs übrigens gar keine Rede mehr, nur noch von grüner Energie.
In Japan selbst ist die Expo höchst umstritten. Das liegt einerseits an den Kosten von rund 1,5 Milliarden Euro, zudem hinkt der Kartenverkauf bislang hinter den Erwartungen nach.
Auch steht noch nicht fest, was mit dem Grand Ring, eine begehbare eine 20 Meter hohe und 675 Meter breite Holzkonstruktion, passieren wird. Fix ist nur, dass nach der Weltausstellung auf Yumeshima ein riesiges Casino entstehen soll – eine sichere Einnahmequelle. Auch in Zukunft.
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