Expertenvorschlag: 270 Millionen Euro für neuen Gesundheitspool

Wartezone: Nicht jeder Patient gehört in eine Spitalsambulanz
Der Chef der Vinzenzgruppe, Michael Heinisch, würde ein Prozent der Ausgaben zweckbinden.

Werden die mehr als 27 Milliarden Euro, die die öffentliche Hand jedes Jahr für die Gesundheitsversorgung der Österreicher ausgibt, ausnahmslos sinnvoll eingesetzt? Nein, lautet die ernüchternde Antwort.

Dass im Gesundheitssystem umfassende Reformen nötig wären, um etwa die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft zu stemmen, darin sind sich Experten seit Langem einig.

Während die Bundesregierung zuletzt vor allem die Zusammenlegung der Krankenkassen als Reformansatz sah, fordern Praktiker mehr Fantasie bei den Reform-Überlegungen.

"Wenn wir uns ehrlich fragen, welche Anreize es im Gesundheitssektor gibt, um kluge und innovative Ideen umzusetzen, dann müssen wir leider feststellen: Eigentlich gibt es gar keine", sagt Michael Heinisch zum KURIER.

Heinisch ist seit 15 Jahren Geschäftsführer der Vinzenzgruppe, die mit mehr als einer halben Milliarde Euro Umsatz im Jahr zu den größten privaten Trägern des Spitalssystems zählt.

Vorbild Deutschland

Geht’s nach Heinisch, sollte sich Österreich ein Beispiel am Nachbarn nehmen. "In Deutschland wurde über Jahre hinweg ein Prozent der Gesundheitsausgaben für innovative Projekte zweckgewidmet." Der Erfolg habe nicht lange auf sich warten lassen: Niedergelassene Ärzte und Spitäler überlegten sich neue, fächerübergreifende Wege bei der Behandlung komplexer chronischer Erkankungen wie Diabetes – sie wollten Geld aus dem Innovationstopf lukrieren.

"In Österreich gibt es keine Anreize, um innovative Gesundheitsideen umzusetzen."

Expertenvorschlag: 270 Millionen Euro für neuen Gesundheitspool
Michael Heinisch
Innerhalb von nur drei Jahren stieg die Zahl der entsprechenden Verträge von fast 1000 auf mehr als 6000. "Die Anschubfinanzierung hat dazu geführt, dass Projekte umgesetzt wurden, die mittel- und langfristig qualitativ besser und kostengünstiger sind", sagt Heinisch. "Da müssen wir auch hin."

Der Experte plädiert deshalb für einen österreichischen Innovationspool nach bundesdeutschem Muster.

Die Dotation: ein Prozent der Gesundheitsausgaben, also rund 270 Millionen Euro.

Als Beispiel dafür, was ein solcher Pool leisten bzw. mit-finanzieren könnte, bringt der Vinzenz-Chef die von seiner Gruppe bereits geplanten "Gesundheitsparks". Heinisch: "Wir machen hier im Kleinen, was das Gesundheitssystem insgesamt braucht."

Worum geht es bei den Gesundheitsparks? Das anschaulichste Beispiel ist Linz, wo die Vinzenzgruppe auf der anderen Straßenseite eines ihrer Spitäler ein Haus als Gesundheitspark anlegt.

Im Erdgeschoss: ein Cafe, in dem Patienten von Diätologen über gesunde Ernährung aufgeklärt werden.

In den Stöcken darüber: Gruppenpraxen, in denen Allgemeinmediziner und einschlägige Fachärzte (Röntgen, Internist etc.) bis spät in den Abend ordinieren.

Das Angebot soll im Vergleich zur klassischen Spitalsambulanz so viel attraktiver sein, dass Patienten die Einrichtung gern in Anspruch nehmen.

"Im Idealfall bringt der Gesundheitspark allen Beteiligten Vorteile", sagt Heinisch. "Die Patienten haben viele Ärzte an einem Platz und ersparen sich weite Wege. Die Ärzte bekommen von uns Teile der Infrastruktur, wie einen Empfang, zur Verfügung gestellt. Und wir können uns als Spitalsbetreiber um jene Fälle kümmern, die wirklich ins Spital gehören."

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