Aber es gibt doch Dinge wie den Nationalen Aktionsplan Übergewicht, Adipositas und Essstörungen …
Pläne und Guidelines haben wir in Österreich bereits in ausreichender Zahl. Das Problem ist, dass zu wenig passiert, es geht ums Tun. Wir müssen mit Profis in die Schulen und dort die Aktivitäten ankurbeln. Und: Wir müssen die Eltern dringend dazu bringen, mitzumachen – mit welchen Anreizen auch immer, das können auch finanzielle sein. Kinder und Jugendliche sitzen heute vier bis sechs Stunden vor Bildschirmen oder IT-Geräten. Sie bewegen sich deutlich weniger, haben gleichzeitig aber Zugang zu sehr energiereicher Nahrung. Das ist eine ausnehmend ungünstige Mischung.
Ein Appell für die tägliche Turnstunde?
Die wäre sowieso nötig – auch das wünsche ich mir seit Jahrzehnten. Aber das allein ist es nicht: Wir müssen professionelle Kräfte in die Schulen bringen, man darf nicht alles den Lehrern aufbürden. Ich gebe ihnen ein Beispiel: Wir haben in Wien in drei Schulen ein Programm laufen, bei dem Ernährungsberater zehn Stunden im Semester spielerisch und ohne große Details Ernährungsunterricht anbieten. Manche Kinder wissen nicht, woher die Milch kommt oder dass Karotten nicht auf Bäumen wachsen. Da müssen wir sie abholen. Zusätzlich arbeiten Sportpädagogen mit den Kindern. Die Erfolge sind empirisch messbar. Diese Kinder sind gesünder, haben weniger Fettgewebe, mehr Körpergefühl. Aber solche Angebote muss es flächendeckend geben. Und das nicht für ein Jahr, sondern dauerhaft.
Welche Rolle spielen dabei die Schulärzte?
Eine wesentliche, wiewohl wir hier ein anderes, grundsätzliches Problem sehen: Wir haben ein dichtes Netz an Schulärzten, sie wiegen, messen und betreuen die Kinder. Was genau in den erhobenen Daten steht, kann ihnen freilich niemand sagen, nicht einmal das Ministerium. Es ist eine Schande, dass wir den vorhandenen Datenschatz nicht heben, um für mehr Gesundheit zu sorgen.
Kommentare