Ex-Kanzler Schüssel wirbt für Ski-Urlaub in Österreich
"Statt Generalverdacht und Skifahrverbot gibt es auch noch die viel beschworene Eigenverantwortung", argumentiert Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung.
Angesichts der vielen Fehler im Frühjahr beim Erkennen und Eindämmen des Coronavirus sei es eine "Zumutung", jetzt Ischgl mit seinen 1640 Einwohnern zum europäischen Sündenbock zu stempeln, schreibt Schüssel. Und erinnert an die wenigen Infektionen im Sommertourismus und die vielfältigen Maßnahmen, um die heurige Skisaison sicher zu machen.
Nicht zuletzt gehe es auch um die wirtschaftliche Zukunft eines ganzen Landes: In Österreich hängen 750.000 Arbeitsplätze vom Wintertourismus ab, 70 000 allein in der Seilbahnwirtschaft. Jede Woche Ausfall bedeutet hier 1,5 Milliarden Euro Umsatzverlust, erinnert er.
"Schutz der Gesundheit zweifellos sehr wichtig, aber nicht absolut"
Schüssel wirbt vor allem dafür, die Verhältnismäßigkeit bei den jetzt anstehenden Entscheidungen in Deutschland nicht aus den Augen zu verlieren, und schreibt: "Aber es geht nicht nur um Arbeitsplätze und Wirtschaft, sondern um sorgfältige Abwägungen miteinander in Konkurrenz stehender Grundrechte und Prioritäten. Dabei ist der Schutz der Gesundheit zweifellos sehr wichtig, aber nicht absolut."
Daher sei es richtig und verhältnismäßig, das Skifahren im Winter mit wirksamen Auflagen zu verbinden, vom Verzicht auf Apres-Ski bis zu den Tests für das Tourismus-Personal. Schüssel: "Aber ein totaler Lockdown ganzer Täler und Wirtschaftszweige ist nicht mehr verhältnismäßig."
"Der Winterurlaub wird schön und sicher sein"
"Der Winterurlaub in Österreich wird schön und sicher sein", so Schüssel. Es gebe keinen Grund, mit Grenzbarrieren und/oder Quarantäne zu drohen.
Genau das ist aber bereits passiert. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sprach sich für ein Verbot aus. "Ski-Regionen wollen natürlich, dass die Saison nicht ausfällt. Aber ein zweites Ischgl können wir uns in diesem Winter nicht erlauben, sonst besteht die Gefahr, dass wir europaweit in einer Lockdown-Situation landen, aus der wir nicht mehr hochkommen", sagte Hans am Samstag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Und: "Am besten wäre ein europaweites Skiverbot zumindest bis zum 10. Jänner, dem Ende der Winterferien."
Hans begrüßte zudem die bayerische Regelung, wonach auch Tagestouristen, die zum Skifahren nach Österreich reisen, anschließend zehn Tage in Quarantäne müssen.
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