„Die Impfung ist ein europäisches Erfolgsmodell“, erklärte Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober gegenüber dem KURIER. „Ich will mir gar nicht vorstellen, wie wir zu Impfdosen gekommen wären, hätten wir das nicht im Verbund der EU und mit der Marktmacht Europas organisiert.“
Was die europäischen Steuerzahler für die Impfdosen konkret bezahlen, wird nicht veröffentlicht: Verträge seien aus Gründen der Vertraulichkeit geschützt, heißt es dazu vonseiten der EU-Kommission, das sei „durch den starken Wettbewerb auf diesem globalen Markt gerechtfertigt“ und diene dem „Schutz von heiklen Verhandlungen“.
Gesichert ist derzeit nur ein Preis von 2,50 Euro pro Impfdose der Firma AstraZeneca, erklärte Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig (Dachverband der Pharma-Industrie). Kosten der anderen Hersteller sind vor allem in den USA im Fokus wilder Spekulationen: Moderna soll zwischen 27 und 31 Euro pro Dose verlangt haben, Pfizer 16 Euro, Sanofi umgerechnet 8,4 Euro. Die derzeit chancenreichsten Impfstoffe erfordern übrigens zwei Impfungen pro Person innerhalb von 14 Tagen.
Geld haben die EU-Vertreter ausreichend, die entsprechenden Mittel stammen zu einem großen Teil aus dem 2,7 Milliarden Euro schweren Soforthilfeinstrument. Um die Pharma-Unternehmen bei der Impfstoff-Entwicklung zu unterstützen, hat die Kommission Garantien mit den einzelnen Impfstoffherstellern vereinbart. Die EU hat einen Teil der Vorlaufkosten der Impfstoffhersteller finanziert und im Gegenzug das Recht, innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine bestimmte Anzahl von Impfstoffdosen kaufen zu können.
Die bisher bereitgestellten Mittel sind quasi Anzahlung für die Impfstoffe, die dann tatsächlich von den Mitgliedstaaten erworben werden. Die Impfdosen werden, sobald erlaubt und verfügbar, an die EU-Staaten gleichzeitig ausgeliefert, und zwar im Verhältnis zur Bevölkerung. Österreich würde demnach zwei Prozent der Impfdosen erhalten.
Bis zum Sommer 2021 sollten für alle Österreicher ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stehen, sagte Clemens Martin Auer, Covid-Sonderbeauftragter im Gesundheitsministerium, am Freitag. Abgesehen davon, dass die folgenden Massenimpfungen eine enorme logistische Herausforderung darstellen (Impfstraßen, Kühlketten für Vakzine, geschultes Personal und Aufklärung der Bevölkerung), bleibt die Frage, wer die ersten in Österreich verfügbaren Dosen bekommen soll.
„Klar ist, dass Hauptrisikogruppen Priorität haben. In einem zweiten Schritt sollen dann die Mitarbeiter des Gesundheitssystems geimpft werden können“, erklärt dazu Gesundheitsminister Anschober. „Impfstrategie und -logistik sind de facto fertig. Wir wollen so aufgestellt sein, dass wir theoretisch mit 1. Jänner beginnen können zu impfen.“
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