Ethik statt Religion in der Schule: Wie die Reform aussehen soll

Ethik statt Religion in der Schule: Wie die Reform aussehen soll
Volksschüler, die sich von Religion abmelden, müssen künftig in den Ethikunterricht.

Die Ankündigung von Bildungsminister Heinz Faßmann war dann doch etwas überraschend: Er will Ethik als eigenes Schulfach ab dem Schuljahr 2020/21 einführen. Faßmann erklärte, das sei auch für die Kleinsten in Volksschulen wichtig „zur Gewaltprävention und für eine Ethik im Internet“.

Aber was genau ist der Plan des Bildungsministers?

Worum geht es beim Ethik-Unterricht?

Es geht um grundsätzliche Fragen: „Warum soll ich niemandem Gewalt antun?“, „Wie handle ich richtig?“, „Was ist eigentlich Glück?“, „Wie wichtig ist mir Freundschaft?“, „Wie kann man Konflikte lösen?“, „Müsste man Ego-Shooter-Computerspiele verbieten?“, oder auch „Was hat mein Kleidungskauf mit Menschenrechten zu tun?“

Gibt es Ethik als Schulfach bereits?

Ja, es gibt bundesweit 211 Schulversuche, die fortgesetzt werden und auch ab Herbst 2019 weitergeführt oder neu begonnen werden.

Wer wird unterrichtet?

Alle, die sich von Religion abmelden, beginnend ab Herbst 2020. Der Unterricht soll schrittweise in der Unterstufe (für die Zehn- bis 14-Jährigen) und schließlich auch für die Volksschüler kommen. Wie schnell das neue Fach österreichweit umgesetzt wird, hängt noch vom Bildungsbudget ab.

Wer soll Ethik in der Schule unterrichten?

Bisher ist Ethik kein eigenes Lehramt, wer das jetzt schon (im Rahmen von Schulversuchen) unterrichtet, hat eine Zusatzausbildung an einer Pädagogischen Hochschule oder Universität absolviert. Das steht jedem Pädagogen frei. Derzeit lehren vor allem Religionslehrer und Philosophielehrer.

Wer stellt den Lehrplan zusammen?

Ein Musterlehrplan wurde von der Bundes-Arbeitsgemeinschaft Ethik erstellt, allerdings können die Schulversuchsschulen im Rahmen ihrer Autonomie eigene Lehrpläne erstellen, die vom Ministerium genehmigt werden müssen. Zur finalen Umsetzung wird eine „Lehrplankommission“ eingesetzt.

Die Idee der Reform war, dass Muslime mehr über die westliche Ethik erfahren. Wenn Muslime ihren Religionsunterricht besuchen, müssen sie nicht in den Ethikunterricht. Wie passt das zusammen?     
Schlecht. Die Religionsgemeinschaften sind in Österreich nämlich bei ihren Lehrpläne frei und können nur „eingeladen“ werden, ihre Lehrpläne entsprechend zu adaptieren. Das Bildungsministerium wird das auch tun. Sozialarbeiter an den Schulen beklagen gegenüber dem KURIER, dass es der Religionsunterricht bisher  nicht genügend geschafft hat zu vermitteln, dass beispielsweise Gewalt kein Mittel zur  Konfliktlösung ist. Stichwort: Gewaltprävention.  Die Hoffnung ist: Der Ethikunterricht könnte  attraktiver sein als der Religionsunterricht und daher freiwillig von mehr Schülern frequentiert werden als bisher.

Gibt es mit Ethik mehr Schulstunden?

Nein. Der Unterricht umfasst derzeit eine bis zwei Wochenstunden.

Kann ich dann auch in Ethik maturieren?

„Ja, unbedingt“, sagt ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann. Im Rahmen der Schulversuche gibt es bereits Maturanten im Schulfach Ethik.

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